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solarschule schrieb am 19.2. 2003 um 03:06:56 Uhr über

antikriegsgedichte

Menelaos Ludemis (geh. 1910)
NICHTS HAB ICH ZU SAGEN
Nichts als dies hab ich zu sagen.
Der Wind war wütig geworden.

Er stieß seine Krallen in unser lauwarmes Blut. Er dörrte die Tränen auf unseren Augen.
Fort stürzten die Pferde, die Mähne nach vorn, wie der Rauch eines Schiffes, das hindampft mit Rückwind.

Dies hatt ich zu sagen
und dies noch:

Hinter den Pferden, hinter den Fahnen von Rauch, hinter all dem, was die Erde hat, hinter dem Rücken des Lebens selbst war da eine Wolke, die ihren Blitz trg,

ihn hintrug und hinhing zu Häupten unsrer Gelassenheit, zu Häupten unsres unschuldigen Schlafs und unsrer Liebe zu Häupten, ja gerade zu Häupten unserer Liebe.

Nichts als dies hab ich zu sagen: Menschen, fürchtend das Weiß des Lichts, Menschen, erbleichend vor allem Weiß, sie legten an auf ein Schwalbennest, grad als die Kleinen sangen.

Und der Himmel zerflatterte blutig gefiedert.

Nichts hab ich zu sagen und ich verstumme.

Was zu sagen war - alles haben die Gräber gesagt.

Alles haben die Tränen gesagt, die Gewehre gesagt und die Kreuze. Alles haben die schwarzen Mantillen gesagt, schwarz, und weiß - die weißen Gebeine.
Nichts als dies hatt ich zu sagen.
Nichts anderes hab ich zu sagen.
Und ich verstumme.



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Hermann Adler (geh. 1911)

RABEN

Drücken auch ur%s einst liebende Hände,
Wenn wir entschlafen die Augen dann zu?
Findet das Elend im Tode ein Ende?
Kommen auch wir einst zu ewiger Ruh?
Deckt man dann endlich die polnische Erde
Ober uns? Brüder - wir lebten doch hier!
Wenn man uns längst auch das Leben vermehrte

Gibt man uns Toten dann Frieden in ihr?

Weiter als die Blicke reichen
Liegen Tote unbegraben;
Riesenschwärme alter Raben
Nähren sich mit Fleisch von Leichen!

Seht, wie überm Ghetto heute
Schwärme alter Raben fliegen,

Denn in unsern Todeszüpen
Äugen sie schon neue Beute!
n wir so glauben,
an de

Friede auf Erden, svoll - kommst du nicht bald?

Hoffend und sehnsucht

Wo sind die Boten des Friedens, die Tauben,

Gibt es nur Raben, nur Raben im Wald'
Dürfen wir Ruhe denn niemals mehr haben?
Lebt nicht mehr Gott, der das Flehen erhört?
Gibt es nur Raben, nur Raben und Raben?
Hat denn die Weit so viel Aas, das sie nährt?
We

iter als die Blicke reichen
Liegen Tote unbegraben;
Rie,enschwärme alter Raben
Nähren sich mit Fleisch von Leichen!

Seht, wie überm Ghetto heute
Schwärme alter Raben fliegen,
Denn in unsern Todeszügen
Äugen sie schon neue Beute!

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