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@.☂ 123☎㕣(© dpå) schrieb am 15.9. 2010 um 14:47:33 Uhr über

Hund


Deutscher Titel Ein andalusischer Hund
Originaltitel Un chien andalou
Produktionsland Frankreich
Originalsprache Französisch
Erscheinungsjahr 1929
Länge ca. 16 Minuten
Altersfreigabe FSK 18
Stab
Regie Luis Buñuel
Drehbuch Salvador Dalí
Luis Buñuel
Produktion Luis Buñuel
Kamera Albert Duverger
Schnitt Luis Buñuel
Besetzung
Pierre Batcheff: Mann
Simone Mareuil: junge Frau
Luis Buñuel: Mann im Prolog
Robert Hommet: junger Mann
Jaume Miravitiles: Seminarist
Salvador Dalí: Seminarist

Ein andalusischer Hund (original französisch: Un chien andalou) ist ein Film von Luis Buñuel und Salvador Dalí, der zum ersten Mal 1929 in Paris vorgeführt wurde. Er gilt als Meisterwerk des surrealistischen Films.

Inhaltsverzeichnis [Verbergen]
1 Inhalt
2 Hintergrund
3 Zitate
4 Trivia
5 Kritik
6 Literatur
7 Einzelnachweise
8 Weblinks

Inhalt [Bearbeiten]
Der Schwarzweißfilm besteht aus einer Aneinanderreihung surrealistischer Bilder und Szenen. Der Prolog zeigt einen Mann, der ein Rasiermesser schärft, dann eine Wolke, die vor dem Vollmond vorbeizieht. Der Mann schneidet einer vor ihm sitzenden Frau mit dem Rasiermesser durchs Auge.

Weitere absurde Szenen, die durch keine erkennbare Handlung zueinander gehörenwohl aber dieselben zwei Personen zeigensind durch Zwischentitel (Acht Jahre später, Gegen drei Uhr morgens, Vor sechzehn Jahren, Im Frühling) grob voneinander getrennt. Bekannte Einstellungen sind die Brüste einer Frau, die sich unter den Händen des Mannes in ihr Gesäß verwandeln, eine in der Tür eingeklemmte Hand mit einem Loch, aus dem Ameisen kriechen und der Mann, der unterschiedliche Dinge an zwei Seilen hinter sich herzieht: darunter zwei mit je einem Eselskadaver gefüllte Konzertflügel und zwei Brüder der Armenschule (Seminaristen).

Hintergrund [Bearbeiten]
Luis Buñuel und Salvador Dalí kannten sich bereits seit ihrer Studienzeit Mitte der 20er. 1928 trafen sie sich erneut in Figueres (Spanien), der Heimatstadt von Dalí. Bei dieser Gelegenheit erzählten sie sich gegenseitig zwei ihrer Träume: Buñuels Traum enthielt eine langgezogene Wolke, die den Mond durchschnitt, „wie eine Rasierklinge ein Auge“ zerschneidet. Dalís Traum enthielt eine Hand, die voller Ameisen war.

Sie beschlossen, ihre Ideen filmisch umzusetzen, und schrieben innerhalb einer Woche mit der Technik des „automatischen Schreibensein Drehbuch: Nichts an dem Film sollte rational, logisch, psychologisch oder kulturell erklärbar sein. Auch der Titel wurde ohne Bezug zum Film gewählt. Beide Träume finden in dem fertigen Film Verwendung.

Das Geld für die Herstellung erhielt Buñuel von seiner Mutter, wobei er nach eigener Angabe die Hälfte des Geldes in Pariser Lokalen und nicht für den Film ausgab. Dreharbeiten fanden zum Jahreswechsel 1928/29 in einem Atelier in Billancourt und in Le Havre statt, sie dauerten etwa vierzehn Tage. Buñuel schnitt den Film dann in Paris und zeigte ihn u. a. Man Ray und Louis Aragon, die begeistert waren. Im April 1929 folgte die öffentliche Uraufführung.

Zur Begleitung des Stummfilms legte Buñuel auf einem Grammophon, das sich hinter der Leinwand befand, abwechselnd Musik Richard Wagners (Tristan und Isolde) und argentinische Tangos auf. Bei einer Neuaufführung 1960 wurde die gleiche Musik auf einer Tonspur hinzugefügt. Es scheint aber auch eine Filmkopie zu existieren, auf der zusätzlich noch Ludwig van Beethoven zu hören ist. Luis Buñuel erwähnt in seinem Buch Mein letzter Seufzer Beethoven nicht. Entweder war diese Fassung nicht von ihm autorisiert oder er konnte sich bei der Niederschrift seines Buches nicht mehr an die Abweichung der beiden Fassungen erinnern. 1983 vertonte Mauricio Kagel den Film für das Schweizer Fernsehen. Er verwendete dazu in Anspielung an den Titel unter anderem Aufzeichnungen von jaulenden Hunden.

Zwar lösten die Szenen bei vielen Zuschauern erwartungsgemäß Befremden und Abscheu aus, aber Teile der Pariser Presse waren begeistert. Buñuel und Dalí reagierten unterschiedlich darauf (siehe Zitate).

Insbesondere die Eröffnungsszene, in der der jungen Frau mit einem Rasiermesser das Auge zerschnitten wird, erlangte Weltruhm. Diese Szene ruft Urängste bei allen Menschen wach, völlig unabhängig von ihrem kulturellen Kontext. Für den Dreh wurde ein Kuhauge benutzt, welches stark überbelichtet wurde, so dass das Kuhfell wie die weiche Haut des Mädchens erschien.

Der Film erfüllte in seiner totalen Irrationalität die Grundsätze, wie sie André Breton im Manifest des Surrealismus (Paris 1924) einige Jahre vorher formuliert hatte. Buñuel und Dalí wurden schlagartig berühmt und in die Pariser Surrealistengruppe aufgenommen. Kurze Zeit später arbeiteten sie noch einmal zusammen am Film Das goldene Zeitalter.

Zitate [Bearbeiten]
Der Film erzielte die von mir erwarteten Resultate. Er machte an einem einzigen Abend zehn Jahre pseudointellektuellen Nachkriegsavantgardismus zunichte. Dieses schändliche Zeug, das man abstrakte Kunst nannte, fiel uns auf den Tod verwundet vor die Füße, um nie wieder aufzustehen, nachdem sie gesehen hatten, wie das Auge eines Mädchens von einer Rasierklinge durchschnitten wird. In Europa war kein Platz mehr für die manischen kleinen Rechtecke von Herrn Mondrian.“

– Salvador Dalí: The Secret Life of Salvador Dalí

„‚Ein Erfolgsfilm‘, werden die meisten denken, die ihn gesehen haben. Doch was vermag ich gegen diejenigen, die geil sind auf alles Neue, selbst wenn es ihren tiefsten Überzeugungen ins Gesicht schlägt, gegen eine Presse, die unaufrichtig oder käuflich ist, gegen dieses stumpfsinnige Pack, dasschönoderpoetischgefunden hat, was im Grunde nur ein verzweifelter, ein leidenschaftlicher Aufruf zum Mord ist.“

– Luis Buñuel: La Révolution surréaliste

Trivia [Bearbeiten]
Das durchgeschnittene Auge in der Vollmond-Szene ist das einer Kuh.[1]
Die beiden Hauptdarsteller begingen Selbstmord: Pierre Batcheff 1932 in Paris und Simone Mareuil 1954 in Perigueux.
In dem Lied Debaser von den Pixies wird auf den Film angespielt.
Kritik [Bearbeiten]
Schon der Augenschnitt in Ein andalusischer Hund, in Zusammenarbeit mit Salvador Dalí entstanden, war nicht als unendlich ausdeutbares Symbol angelegt, sondern war einer jener visuellen Gesten, wie sie Buñuel so liebte. Jenseits von Deutungsmustern wie Kastrationsangst, Anti-Kartesianismus oder Angriff auf das Dispositiv wollte er nur eine literarische Metapher mit den Mitteln des Films wörtlich nehmen: Ein Mann steht abends auf dem Balkon, betrachtet den Himmel und sieht dabei, dass eine Wolke über den Mond zieht wie ein Rasiermesser über einen Augapfel. Nichts weiter.“

– Mathias Mertens: Jungle World[2]

Literatur [Bearbeiten]
Luis Buñuel: Mein letzter Seufzer. Erinnerungen. Aus dem Französischen von Frieda Grafe und Enno Patalas. ISBN 3-89581-112-2
Buñuel autorisierte nur einen einzigen Abdruck des Szenarios in der Zeitschrift La Révolution surréaliste vom Dezember 1929. Eine deutsche Übersetzung und Bilder aus dem Film finden sich in:

Salvador Dalí: Retrospektive 1920 - 1980. Prestel, München 1980, ISBN 3-7913-0494-1
Einzelnachweise [Bearbeiten]
1.↑ IMDb.com: An Andalusian Dog (1929). Abgerufen am 6. Juli 2010.
2.↑ mathias mertens: Die Mühelosigkeit des Traums. In: jungle world. 23. Februar 2000, abgerufen am 22. Januar 2009.
Weblinks [Bearbeiten]
Ein andalusischer Hund Eine Website zum Film
Ein andalusischer Hund in der deutschen und englischen Version der Internet Movie Database
Retro-ParkEin ausführliches Kapitel über den Film im »Dokument des Grauens«, ab Seite 389
Videoartworld: The Masters Series. Selected Movies from Bunuel. Public Domain Movies Online
Kritik in der filmzentrale
Bilder aus dem Film
Ein andalusischer Hund (3sat-Seite mit weiteren Links)
Kompletter Film mit deutschen Untertiteln
EinklappenFilme von Luis Buñuel
Ein andalusischer Hund | Das goldene Zeitalter | Land ohne Brot | Gran Casino | Der große Lebemann | Die Vergessenen | Susanna, Tochter des Lasters | Die Tochter der Lüge | Eine Frau ohne Liebe | Der Weg, der zum Himmel führt | El Bruto, der Starke | Robinson Crusoe | Er | Abgründe der Leidenschaft | Die Illusion fährt mit der Straßenbahn | Der Fluß und der Tod | Das verbrecherische Leben des Archibaldo de la Cruz | Morgenröte | Der Tod in diesem Garten | Nazarin | Für ihn verkaufich mich | Das junge Mädchen | Viridiana | Der Würgeengel | Tagebuch einer Kammerzofe | Simon in der Wüste | Belle de Jour – Schöne des Tages | Die Milchstraße | Tristana | Der diskrete Charme der Bourgeoisie | Das Gespenst der Freiheit | Dieses obskure Objekt der Begierde

Vonhttp://de.wikipedia.org/wiki/Ein_andalusischer_Hund“
Kategorien: Filmtitel 1929 | Schwarzweißfilm | Stummfilm | Experimentalfilm | Kurzfilm | Französischer Film


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