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Thomas schrieb am 27.4. 2002 um 23:11:25 Uhr über

Freiheit

Von der Freiheit des Willens ausgehend, bewegt sich der Mensch »bald zum Schlimmen, bald zum Edlen«. Der Ursachen für seine Entscheidung kann es viele geben; sie für eine Beurteilung in Erwägung zu ziehen, ist ohne Belang für die Unterscheidung von Recht und Unrecht (von tragischen Notlagen abgesehen, die zu einem Handeln gegen die eigenen Überzeugungen zwingen). Gut und Böse, Recht und Unrecht sind gleichermaßen befähigt und subtil. Es geht nur um die Entscheidung für oder gegen die Gemeinschaft. »Von der Stadt geächtet jedoch, wer sich dem Unrecht ergibt aus Dreistigkeit. Nicht sei am Herd mit mir noch gleichgesinnt mit mir, wer solches tut


"Ungeheuer ist viel. Doch nichts
Ungeheurer als der Mensch.
Der fährt sogar über das graue Meer
Im Sturm des winterlichen Süd
Unter stürzenden Wogen.
Und der Götter Heiligste, die Erde,
Die unerschöpfliche, unermüdliche,
Reibt er auf,
Mit wendenden Pflügen Jahr um Jahr
Sie umbrechend mit dem Rossegeschlecht.

Und der leicht-singenden Vögel Schar
Fängt er mit seinem Garn
Und der wilden Tiere Völker und
Die Brut des Meeres in der See
Mit netzgesponnenen Schlingen:
Der alles bedenkende Mensch. Er bezwingt
Mit Künsten das draußen hausende Wild,
Das auf Bergen schweift,
Und schirrt das rauhnackige Pferd
Unters Joch
Und den unbeugsamen Bergstier.

Auch die Sprache und den windschnellen
Gedanken und städteordnenden Sinn
Bracht er sich bei, und unwirtlicher Fröste
Himmelsklarheit zu fliehen und bösen Regens
Geschosse, allerfahren. Unerfahren
In nichts geht er dem Kommenden entgegen.
Vor dem Tod allein
Wird er sich kein Entrinnen schaffen.
Vor Krankheiten aber, unheilbaren,
Hat er zu fliehen gelernt.

In der Kunst der Erfindungen
Mehr als er hoffen kann, weise - der Alleskönner -
Bewegt er sich bald zum Schlimmen, bald zum Edlen.
Achtet er die Gesetze des Landes
Und das bei den Göttern eidbeschworene Recht:
Steht hoch in der Stadt er! Von der Stadt geächtet jedoch,
Wer sich dem Unrecht ergibt
Aus Dreistigkeit.
Nicht sei am Herd mit mir
Noch gleichgesinnt mit mir,
Wer solches tut!"

(Sophokles, Antigone, 442 v.Chr.)


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