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Worterklärungen (für das schnellere und bessere Verständnis des nachfolgenden Textes).
* postum (lat.) nach dem Tod des Verfassers oder
Komponisten veröffentlicht
* unsymmetrisch (griech.) ungleich,
spiegelbildlich
* Exot (griech.) Mensch, Tier, Pflanze oder Wert-
papier aus einem fernen Land
* Kultur (lat.) Gesamtheit der geistigen und/oder
körperlichen Errungenschaften einer Gesell-
schaft; verfeinerte Lebensweise; Ackerbau und
Viehzucht; aus cultura "Bearbeitung, Bebauung;
geistige Pflege», zu colere «bebauen, bearbei-
ten, veredeln, geistig pflegen"
Quelle: Knaurs Wörterbücher
Ein Künstler schafft nicht aus sich. Er schafft aus seiner Zeit: das ganze Gewebe ihrer Sitten, Meinungen, Liebhabereien, Wahrheiten und Irrtümer ist sein Nährmaterial: er hat kein anderes. Ein Künstler schafft nicht für sich. Er schafft für seine Zeit und für ihre Zukunft. Das Verständnis der ihn Hörenden, Sehenden und Lesenden, ihre Reaktion ist seine Kraftquelle, erst durch ihr Echo vergewissert er sich, daß er gesungen, gesprochen und/oder geschrieben hat. Künstler mit dem Unglück nur »postum* erkannt« zu werden, wie Nietzsche sagt, das heißt: einer reineren Luft und einem reicheren Boden zu entstammen, haben immer etwas Verpflanztes, Unsymmetrisches*, Entwicklungsgehemmtes, und Nietzsche selbst, der in seiner Zeit war wie ein exotisches* Luxusgeschöpf und ein glücklicher Zufall ist dafür das beste Beispiel. Es kann der trostlos kahl steinige Boden sein, der nicht genügend Säfte hergibt, und das ist so, wenn die Zeit zu arm, zu leer, zu unsauber, zu seelenlos ist, und es kann an Sonne und Sauerstoff fehlen, an Luftigkeit und Helle, und das ist so, wenn die Zeit überwiegend rückwärts gewandt ist und nicht auf ihrer Höhe. An einem solchen Mangel leidet unsere heutige Kultur*.
Egon Friedell: »Ecce Poeta«; Diogenes Verlag, 1992, S. 23/24
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