|
Der Verein netzwerk spinnen
Ich persönlich war durch das Stimmhören und die oft damit verbunden psychischen Krisen - wie bereits zuvor erwähnt - auch in der Psychiatrie gelandet.
Nicht jeder Stimmenhörer kommt automatisch mit der Psychiatrie in Kontakt. Weltweit gibt es vielmehr Menschen die Stimmen hören, jedoch nie mit der Psychiatrie in Berührung kommen. Wie gesagt, bei mir war das nicht so. Ich bin Psychiatrie-Erfahrener und habe 1999 in Oberösterreich den Verein netzwerk spinnen gegründet. Dieser Verein besteht im Vorstand nur aus Psychiatrie-Erfahrenen.
Am Tag der Menschenrechte, 10. Dezember, wurde in Linz vom Verein EXIT-sozial die 1. Österr. Konferenz Psychiatrie-Erfahrener im Jahr 1998 organisiert. Das Ziel der Konferenz war, aktive Betroffene zusammen zu bringen. Bei dieser Konferenz haben sich auch Stimmenhörer-Aktivistinnen aus Österreich getroffen, um Erfahrungsaustausch als Untergruppe von Stimmenhörern zu haben.
Damals wurde mir bewusst, dass man sich organisieren muss, um seine Interessen besser vertreten zu können: Als Psychiatrie-Erfahrener und Stimmenhörer habe ich 1999 begonnen eine oberösterreichische Selbstvertretung Psychiatrie-Erfahrener aufzubauen. Ich bin Obmann der oberösterreichischen Initiative Psychiatrie-Erfahrener und möchte, dass die Arbeit mit/von Betroffenen für Betroffene auch wirklich gelingt.
Selber habe ich eine größere Zahl psychiatrischer Krankenhäuser in diversen europäischen Ländern als Patient kennen gelernt. Darunter waren Wien, London, Frankfurt, Prag und Arnheim in den Niederlanden. Dabei habe ich erlebt, dass in den nördlichen, europäischen Ländern Initiativen von Betroffenen bereits Teil des gesamten Versorgungssystems sind und eine engagierte und mittlerweile unverzichtbare Schnittstelle zwischen Anbietern und KundInnen darstellen. Aus diesem Grund finde ich es notwendig, vergleichbare Initiativen auch in Österreich aufzubauen und zu unterstützen.
In einer Zeit, wo immer mehr Menschen unter den Schwierigkeiten dieser leistungsorientierten Gesellschaft leiden, ist es wichtig, dass jemand die Anliegen derer vertritt, die durch psychische Erkrankung benachteiligt sind. Unser soziales Engagement soll die Sensibilität der Gesellschaft gegenüber Menschen in seelischen und psychischen Ausnahmesituationen erhöhen, sodass Menschen, die sonst keine Lobby haben, endlich Solidarität finden.
|
