aber wie das Gedächtnis morden,
wenn es das Tier ist, das zu gleicher Zeit am ganzen Umkreis des Himmelsrandes aufheult? Wenn jener Sternnebel, jenes schon erf,1,hne Gestirn noch immer gedenken,
wenn das ungeheure All nur Gedenken ist einer höchsten Liebe, die wacht,
wenn Gott allein des Gedenkens ewig, Gegenwart ist?
Siehe, der Mond gedenkt
seine milchig triefende Frosthand ausstreckt.
um diese Stunde, da er wie eine Plumpe Fledermausschwinge
Zerstreute Barren entfleischten Silber" die Gebeine deiner Opfer,
sind die einzige Ernte dieses Trauergefildes.
Sie reckten sich, ja, sie erhoben sich wuchtend wie Tü,me, wie Gebete zu Gott,
umgeben vorn rosig zitternden Nebel des Fleisches,
geliebkost von der nährenden Mutterflut, die sie ohne Laut im Traum umleckte:
Mädchen
, die wie zaghafte Segler an der
Haferirnündung abdrehn, zur Liebe hin abdrehn, Turner, wie schöne Meteore, deren Schweif die Luft war, genaueste Molen im Aufschwung zum Scheitel der Stangen, oder Blumen, die sich verneigen, Seide, die ohne Geknister sich faltet im elastischen Abschwung.
Und Knaben, harte Knaben, kletternde, an die Klippen gekrallt,
das Leben zwingend, eingepreßt in Lebe, wie ROldene Kerne. Ach, die Menschen erhoben sich und ragten
schönen Stäbe Gottes, -1.1 die
als die blühenden Stäbe'des uralten Gottes! Nimmermehr, nirnmermehr, nirnmermehr.
Aber du? Warum zitte"t du?
184 Die Gebeine erheben sich nicht; stillschweigend klagen sie an.
Hier sind die Ruinen!
Hier ist die Geschichte des Menschen (ja, deine Geschichte!) in Stein gegraben wie die Verwünschung Gottes. Die Städte sind's, wo im Morgengrauen ohne Schlaf die Alarmrufe gellten,
wo jählings die Menge wi-@ tolle Flammenbrunst die Schleuse des Rings durchbrach, die sie nicht mehr faßte, anbrandend mit Tosen wider verlaßne Paläste, wie der schwärzliche Maulwurf hinschnüffelnd im Todeskampf den schlüpfrigen Pfad.
Doch im zerschmetterten Kreuzgang,
unter der geborstenen Frömmigkeit der Wölbung heult einzig wildes Getier beim Grauen der Dämmrung.
Noch harren ein paar freundliche Häuser
auf das Stimmengewirr an der Schwelle, das steigende Lächeln des Hausherrn, der müde heimkehrt vom Getriebe des Tages, auf die Kinderspiele im mütterlichen Akazienschatten, auf die Küsse entbrannter Liebe im abgründigen Schlafraum.
Nimmermehr, nimmermehr.
Und du gehst und drehst den Kopf, drehst den Kopf, als kehrtest du ihn wider den Fittich Gottes.
Und fliehst und suchst
des Ebers unentwirrbares Lager,
den Graben der schaudervollen Hyäne.
Du fliehst durch Schluchten, durch feuchte
Höhlen, deren tiefste Gelasse
Seen bergen, die bleiern und taub sind,
wo das augenlose Ungeheuer, blind gegen Gottes Willen, schlummert, weich in die Klüftung geschmiegt,
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