Coriolis-Effekt

In der Pause des heutigen Sinfoniekonzertes fiel mir im Wandelgang der kreisrund gebauten Tonhalle auf, daß sich mindestens 90 Prozent der dort promenierenden Besucher sich im Uhrzeigersinn fortbewegten. Daß ich das Gegenteil tat, war keinesfalls sture Opposition, es war ohnehin Platz genug für Abweichler; aber so konnte ich die Gesichter der Hörer in aller unangestrengten Ruhe studieren. Die zweite Runde hingegen legte ich stromschwimmerisch mit der Masse zurück, und ohne hieraus eitle Rückschlüsse auf meine eigene Person ableiten zu wollen: Die mir entgegen kamen, waren die interessanteren. Ob dies alles irgendwas mit der Corioliskraft, Linkshändigkeit oder geschlechtlicher Präferenz zu tun hat, weiß ich allerdings auch nicht.

»Ich hatte mich verfahren«, sagte jemand, der sich verfahren hatte, »und kam einige Kilometer neben euerm Dorf raus.« Das sagte er zu den Leuten aus dem kleinen Dorf, das er besuchte. »Das war wohl der Coriolis-Effekt«, setzte er lachend hinzu. Das aber nahm man ihm übel, da es ja implizierte, dass das kleine Dorf sich nicht mit der Erde drehe. Man wollte aber dazu gehören, weltoffen sein. Das verstand der Mann, der sich verfahren hatte und der es hier immer so idyllisch fand, nicht. Vielleicht war das der Coriolis-Effekt der Gedanken...

Der Corioliseffekt führt dazu, dass sich auf der Südhalbkugel alle Uhrzeiger entgegen der vorgeschriebenen Fahrtrichtung fortbewegen.

Die Behauptung, dass aufgrund des Corioliseffekts auf der Südhalbkugel die Sonne im Osten unterginge, ist jedoch eine glatte Lüge.

Aber die eigentlich interessanteste Frage ist, wie die Effekte der Corrioliskraft mit Einsteins Relativitätstheorie in Übereinstimmung zu bringen sind, denn auch auf der Südhalbkugle werden die Menschen nicht jünger, sondern älter. Sonderbar, sonderbar.