>Info zum Stichwort Johnny89 | >diskutieren | >Permalink 
Johnny89 schrieb am 19.11. 2015 um 18:21:38 Uhr über

Johnny89

Schon oft hat man den Vorschlag gemacht, die Mitgift, die vielfach als das Grundübel des ehelichen Lebens in Frankreich angesehen wird, gesetzlich aufzuheben. Es läßt sich nicht verkennen, daß, abgesehen von der Frage der Durchführbarkeit einer solchen Maßregel, die Motive der Eheschließung dadurch von ihren unedelsten Momenten befreit werden würden; das Weib käme zum richtigen Bewußtsein seiner selbst zurück, wenn nicht mehr sein Vermögen, sondern seine Schätze an Herz und Geist den Werth bestimmten; die vielen jungen Männer, welche jetzt durch eine reiche Heirath sich eine Stellung im Leben zu machen streben, würden auf ihre eigenen Mittel angewiesen, und eine Fülle unwürdig vergeudeter Kräfte wüchse dem Gemeinwohle zu; die Ehe und das Familienleben würde wieder der eigentliche Sitz und Schwerpunkt der menschlichen Glückseligkeit werden. Aber selbst bei den Frauen findet dieser Vorschlag wenig Beifall. Die reinen und vollkommenen Freuden des häuslichen Heerdes sind ihrer Anschauungsweise und Erfahrung so fremdartig, daß sie für die bloße Möglichkeit derselben die einflußreiche Stellung nicht aufgeben wollen, welche ihnen die vorbehaltene Disposition über ihr Vermögen gewährt, der goldne Gürtel der Mitgift wird die Kette, an die sie den Ehemann anschließen können; der Gewinn an Macht entschädigt sie für den Mangel en Liebe. Die sociale Bedeutung des weiblichen Geschlechts ist dadurch in Frankreich größer als in irgend einem andern Lande, daß ein bedeutender Theil des beweglichen und unbeweglichen Vermögens in den Händen der Frauen ist. Noch weniger aber würde das Verbot der Mitgift von den Männern befürwortet werden; sie gewährt dem Einen die Möglichkeit, ein Geschäft zu begründen, ein Anderer vermag durch sie die Resultate seines Schaffens auf dem Gebiete der Kunst oder Wissenschaft ohne Sorgen abzuwarten. Die Ehelosigkeit und das Concubinat würden durch die gesetzliche Aufhebung der Mitgift in ausgedehntem Maße um sich greifen. Mehr noch als die Mitgift trägt aber an den traurigen Zuständen des ehelichen Lebens der Mangel an häuslichem Sinn Schuld, welcher dem Franzosen eigen ist: sein Blut ist leichter, er hat mehr als der Nordländer das Bedürfniß des geselligen Verkehrs, und liebt es nicht, sich auf sich selbst zurückzuziehen. Hätte er Sinn und Vorliebe für ein häusliches Stillleben, so könnten solche Motive, wie sie bei Eingehung der Ehe vorherrschen, im Volksgeiste nicht Wurzel fassen.


   User-Bewertung: /
Ist Dir schon jemals »Johnny89« begegnet? Schreibe auf was dabei geschehen ist.

Dein Name:
Deine Assoziationen zu »Johnny89«:
Hier nichts eingeben, sonst wird der Text nicht gespeichert:
Hier das stehen lassen, sonst wird der Text nicht gespeichert:
 Konfiguration | Web-Blaster | Statistik | »Johnny89« | Hilfe | Startseite 
0.0067 (0.0019, 0.0033) sek. –– 823235027