Hasseröder

Einkaufen ist immer geil: Vor mir an der Kasse stand (schon wieder) ein leicht von Alkoholdebilität angeschlagener Vokuhila-Typ mit ausladendem Schnurrbart, der aussah wie ein nordischer Eroberer und eine Schachtel Boston sowie einen Kasten Hasseröder erwerben wollte. Auf das Bier, es stand nämlich am Boden vor dem Fließband, machte er die Verkäuferin laut brüllend aufmerksam:»...und noch acht Kilo Truthahnbrause!«

Natürlich ist Hasseröder nur initiierten Personen bekannt und seine qualitative Wertschätzung obliegt den zutiefst Erleuchteten ... wie dem auch sei, selbst die Hasseröder Brauerei ist nicht gegen den kapitalistischen Feuersturm gefeit, weswegen folgendes stets zu bedenken ist:

Auf dem »hinteren« Etikett der Flasche steht ganz unten in komischer Optikschrift das Haltbarkeitsdatum gefolgt vom Buchstaben A oder B und einer Uhrzeit.

Wichtig ist nun dieses:

Die A-Abfüllung kommt aus Hasserode, die B-Abfüllung aus Hannover (wie man sagt).

Dies impliziert:

Die A-Abfüllung ist die »richtige«, denn die B-Abfüllung schmeckt scheisse ...

Darum sind initiierte, zutiefst erleuchtete Person daran zu erkennen, dass sie in den Läden jede Flasche Hasseröder genauestens betrachten, ehe sie sie vertrauensvoll im Jackenärmel abbunkern ...

Hasseröder gibt's jetzt zum Aktionspreis, zwölf Nullkommadreiliterflaschen für vier Euro und neunundfünfzig Cent. Ist eigentlich nicht sonderlich billig, bei näherer Betrachtung. Die Flaschen sind aufwendig in Pappe eingepackt, kommt zwar von »Aufwand«, ist mir aber schnuppe, und diesen Pappgriffen von Sixpacks vertraue ich sowieso nie das ganze Gewicht der Flaschen an, Freunde von mir mußten mal 'ne ganze Tankstelle wischen danach.

Immer wenn Roeder mit dabei war, bestellten wir in der Kneipe Hasseröder. Zu seinem tiefsten Missfallen und unserem größten Vergnügen.