Kalkulator

Ula war ein wahres Mannweib.
Sie strotzte vor Kraft, war aber leider nicht immer Herr, äh, Dame ihrer Sinne. In dem kleinen Dorf wußte man bald nicht mehr, wohin mit der jungen Frau, die stänidg pöbelnd und randalierend durch die Straßen zog, und so beschloß der Ältestenrat, sie zu lebenslanger Strafarbeit im Kalkwerk vor den Toren der Stadt zu verurteilen.
Jeden Abend, wenn sie erschöpft in die Stadt zurückgeschlurft kam, stand immer eine Horde Kinder am Stadttor, um sie lärmend, aber doch mit respektvollem Abstand in Empfang zu nehmen. Bis zu ihrem Quartier im Armenviertel liefen sie hinter ihr her und riefen Sachen wie »Ula ist ein Mann, nur ohne Schniedel dran!« oder »Wer frißt den ganzen Tag nur Kalk? Kalk-Ula, Kalk-Ula! Und wer macht kleine Kinder kalt? Kalk-Ula, Kalk-Ula!«
Ja, nach dem Abendbrot verabredete sich die Meute immer, um Kalk-Ula vom Stadttor abzuholen.
Und auch, als die Kinderschar schon samt und sonders erwachsen war, so nannte man das Tor auf dem Weg zum Kalkwerk nur noch das 'Kalk-Ula-Tor'.
Und diesen Namen hat es bis heute behalten.

Kalkulatoren waschen und shuffeln Daten. Dies geschieht unbewußt: sie versetzen sich gezielt durch Abspielen eines neuroaktiven Tondokumentes in Trance. Nur im unbewußten Zustand ist ihnen der benötigte Code zum Waschen und Shuffeln zugänglich. Die meisten Kalkulatoren arbeiten für das System, welches sie auch ausbildet. Einige sind von den Semioten abgeworben worden. Da die Lebenserwartung der Kalkulatoren bisher lediglich ein bis zwei Jahre beträgt, kann durch eine sorgsame Personalpolitik der Schaden (durch Verluste an die Semioten) für das System in Grenzen gehalten werden.

bei lem hießen die rechner immer noch kalkulator. das hat etwas archaisches, wenn man bedenkt, daß die funktionsprinzipien, die lem so beschreibt, immer noch ziemlich futuristisch sind.