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liv schrieb am 15.5. 2002 um 15:58:32 Uhr über

MännergegendasPatriarchat

In den Klöstern des 12. Jahrhunderts wurden die antiken Philosophen - vor allem Aristoteles, der als erster ein nicht-religiöse, biologistische Definition der Geschlechter formulierte, studiert. Die Entstehung der ersten Universitäten und der aufkeimende Humanismus am Vorabend der Renaissance förderten den Prozeß männerbundischer brüderlicher Organisation. Klöster waren zwar patriarchal geführt, aber ansonsten brüderlich organisiert. Gefördert wurde dies durch die quer durch die Kirche gehende Einführung des Zölibats. Der Verteufelung der Homosexualität als sukkubisches Verhältnis stand eine homoerotische Brüderlichkeit gegenüber. Diese Ablehnung der Homosexualität scheint mir eine wesentliche Triebfeder androzentrischer Strukturen zu sein. Männliche Homosexualität wird hinter diversen Ritualen versteckt, die ihre Hochblüte in den freimaurerischen aber auch studentischen Burschenschaften des 19. Jahrhunderts erleben. Die Dialektik von gesellschaftlich und religiös motivierter Ablehnung und der vesteckten Ausübung von Homosexualität war gepaart mit der Ausgrenzung von Frauen. Die frühen patriarchalen Herrschaftssysteme akzeptierten Homosexualität, weil sich ihr Herrschaftssystem hauptsächlich auf den Meta-Vater stützte. Der Androzentrismus hingegen beruht auf der Existenz von Bruderschaften. Was zunächst als unlogisch erscheint, läßt sich jedoch damit erklären, daß einerseits Herrschaftsstrukturen nie offengelegt werden, um sie unangreifbarer zu machen und andererseits die Unterdrückungsmechanismen im traditionellen Patriarchat, auf der Herrschaft absoluter Väter beruhte. Männerfreundschaften waren keine Bedrohung und wenn sie zur Bedrohung wurden, löste mann sie gewaltätig auf, wie ich dies schon am Beispiel der Odyssee gezeigt habe.

Die kirchlichen und später die aufklärerischen Geheimbünde, dienten der Aufrechterhaltung männlicher Macht in komplexer werdenden Gesellschaftsstrukturen. Die Forderung nach Demokratie vonseiten der deutschen Burschenschaften, die sich endgültig in den Revolutionen 1830 und 1848 manifestierte, war gepaart mit dem Machtanspruch durch ebendiese Männerbünde. Die ersten kommunistischen und anarchistischen Bewegungen agierten hauptsächlich auf Basis einer politökonomischen-philosophischen Analyse. Der Kampf der Frauen um ihre Rechte wurde als Nebenwiderspruch denuziert, wodurch männliche Strukturen in der Linken perpetuiert wurden. Diese war ebenso männerbündisch organisiert, wenn auch die Frauenbewegungen ihre Wurzeln in politisch linken Tradition haben (z.B. Emma Goldmann, Rosa Luxemburg, Simone de Beauvoir usw.).

Die Entwicklung der Demokratie, war gepaart mit dem aufblühenden Kapitalismus und der Existenz der Brüdermetapher als Herrschaftsform. Die bestehende Demokratie war und ist eine Herrschaftsform der Männer. Frauen werden bestenfalls in der Rolle der Alibifunktion akzeptiert. Z.B. die Bündestruktur der ÖVP, insbesonders ihrer Männerorganisationen CV und MKV, ist keine patriarchale sondern eine androzentrische. Frauen werden ausgeschlossen, wo die eigentlichen Entscheidungen getroffen werden; diese Prozesse werden im übrigen auch nicht den Medien preisgegeben. Medial aufbereitet werden nur diverse Ergebnisse. Demokratie und Geschlechteregalität verlangen jedoch eine Transparenz der Entscheidungsprozesse.




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