Schmolz

Ich bin nicht ganz sicher, aber das war, glaube ich, das erste Stichwort, das ich vor ziemlich genau zwei Jahren in den Blaster eingegeben habe. Es war zugleich das erste und einzige, das auch wieder aus dem Blaster herausgenommen wurde, wenn ich nicht irgendeinen Anfängerfehler bei der Eingabe gemacht habe; oft quengeln die Leute ja »Hoho, Zensur!«, dabei waren sie nur nicht ausdauernd genug, sich auf der Suche nach ihrem Beitrag ausdauernd durchzuklicken.
Aber ich bin ziemlich sicher, Schmolz hat es gegeben. Damals war ich mit Davinas Vater mit einer Art Chattertoniade befasst, wir hatten eine fiktive 'Schmolz Foundation of encylopædic art & animal testing" gegründet, die einen Blick auf die Nachtseiten der Wissenschaft gestatten sollte, jede Menge Fakes, Vivisektionsprotokolle und aufklärerisches Gedankengut. Der Beitrag im Blaster hätte, soviel ahnte ich damals schon, einiges an Potenzial aufweisen müssen, um dieser Zielsetzung gerecht zu werden; da sich mir ein entsprechender Beitrag nicht entringen wollte, stellte ich als Platzhalter einfach die Konjugation des Wortes 'schmelzen' hinein. Nicht lange darauf, es werden nur einige Tage gewesen sein, war der Beitrag mitsamt des Stichworts verschwunden, sozusagen weggeschmolzt. Möglicherweise haben die Blasterbetreuer das Wort einfach für perfide Schleichwerbung gehalten, es gibt doch diese Firma Schmolz + Bickenbach, wie wir erst nach dem Schneiden unserer Stiftungsstempel erfuhren.
Mich hat dieses Verschwinden meines Wortes in den Anfängen meiner Blasterzeit ziemlich geprägt; ich ging von einer viel massiveren Zensur durch die Blasterbetreiber aus, als sie tatsächlich stattfinden mag. Von zwei, drei Ausnahmen abgesehen, habe ich hier zwar nie wieder das Gefühl einer Moderation verspürt, doch dieser heilsame Anfangsschock hat mich meist davor bewahrt, die Grenzen über Gebühr auszuloten.

Wenn Schmolz da ist freue ich mich, denn dann bin ich da, wenn Schmolz nicht da ist, bin ich traurig, weil ich mich dann nicht finde.