Sommerschauer

Regentage sind gefährliche Tage
An Regentagen hat das Gras einen ganz eigentümlichen Geschmack.
Normalerweise gehe ich ans Klavier und schalte den Casettenrecorder ein.
Das Fenster ist geöffnet, der Laden ist so herunten, daß die Lücken zu sehen sind.
Ich greife mit vollen Händen in die Tasten. Mit allen Fingern.
Ich höre auf das Verschwinden des Klangs.
Ich betrachte die Lage der Finger. Ich wiederhole dann Töne.
Ich wiederhole die Töne in einer anderen Reihenfolge.
Ich schlage einen zusätzlichen Ton an.
Ich beginne einen Rhythmus zu versuchen.
Ich versuche einen kleinen Ausflug zu unternehmen, innerhalb des Rhythmus.
Ich langweile mich. Eine Idee kommt. Die Finger gehorchen der Idee nicht.
Ich beginne der Idee mit den Fingern nahe zu kommen.
Es gelingt. Ich wiederhole die Idee. Eine Abweichung passiert.
Die Abweichung gefällt dem Ohr. Ich suche nach einer zweiten Abweichung. Ich wechsele zwischen den beiden Abweichungen hin- und her.
Ich versuche zu laufen. Ich möchte rasen. Ich werde ganz leise. Ich spiele etwas Rührseeliges. Etwas ganz kurzes Rührseeliges. Gefolgt von einem Donner. Dem Donner des Beginns. Ich bin im Kreis gelaufen. Der Kreis war nicht rund. Ich laufe von vorne los.

Den Vögeln ohne weitere Nebengeräusche zu lauschen ist ein Privileg. Während des Regens ist Kinderlachen selten. Einmal wieder dort sein. Wo niemand dich hört. Wo du schreien kannst ohne Abholung. Wo am Abend eine Müde nach Hause kommt die dich tröstet. Lass' mich doch erst einmal reinkommen. Ich brauche nur ein wenig Zeit für mich. Die Häärchen meiner Unterarme haben Sehnsucht nach ihrer Hand. Ihre kleine knochige Hand gefestigt vom Tonkneten.