Klofrau

Es gäbe viel Despektierliches über Angela Merkel zu sagen, doch wie eine Klofrau sieht sie eigentlich nicht aus. Dieser melancholisch Blick über den umschatteten Augenbeuteln, ihre schwerkraftunterworfenen Mundwinkel, sie rühren sicher nicht von Überdosen Chlorax oder dem versonnenen Lutschen an Duftsteinen her, sondern sind gewiß auf das harte Büffeln der letzten Jahrzehnte zurückzuführen, so ein neues System lernt sich ja nicht von heute auf morgen. Klofrauhafter finde ich da schon Ursula Engelen-Kefer, diese agile Endfünfzigerin mit Ichbürstegern-Frisur, wobei diese Bemerkung keinesfalls als Dolchstoß für die arg bedrohte Gewerkschaftsbewegung zu verstehen ist, es ist nur dieses gelassen lebenskundig-schlamperte, was diese Dame atmet, daß es mir ermöglicht, sie bekittelt an die Tür einer Kabine klopfend zu imaginieren, in welcher ich gerade - was wollte ich nochmal sagen?

Ich bin leidgeprüft und kenne inzwischen viele öffentliche Toiletten und solche, die zumindest öffentlich zugänglich sind.

In der Galeria Kaufhof findet der eilige Besucher ein wasserloses Pissoir, das zwar die Umwelt schont, aber auch streng riecht. Meistens kräuseln sich Schamhaare unterschiedlichster Farben und Längen im Becken. Leicht angeekelt möchte der erlöste Kunde am Tellerchen neben der Tür vorbei, ohne den Obolus von 50 Cent zu entrichten! Doch wehe - über besagtes Tellerchen wacht eine grimmig dreinschauende Klofrau und erhöht den moralischen Druck. Ich zahle dann doch. Wer könnte dem Blick einer zornigen Bulldogge auch widerstehen?

Die in Berlin sind extrem unfreundlich, putzen aber wenigstens in vielen Toiletten nach jedem Benutzer. Die in Stuttgart tratschen mit ihren Freunden oder Kolleginnen, bedanken sich fürs Trinkgeld, putzen aber selten. Jaja, so ist das.