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Peter K. schrieb am 20.1. 2007 um 10:10:48 Uhr über

Ideologie

Ideologien müssen zunächst einmal einfach sein - oder besser: simplifizierbar. Denn sie müssen von der dummen Mehrheit verstanden werden können. Selbst der Grenzdebile muß imstande sein, die Welt mit Beleuchtung erklären zu können, in dem er sich fest auf eine Ideologie stellt.
Sie muß aber auch imstande sein, die intellektuellen Bedürfnisse von gebildeteren und intelligenteren Menschen zu befriedigen - darf diese nicht abstoßen, muß einen intellektuellen touch haben - zur Rekrutierung von Führungspersonal.
Eine Ideologie muß sich ferner eignen als Legitimation von Herrschaft. Das ist überhaupt das zentrale Essential jeder Ideologie. Eine einzelne Person oder eine Personengruppe als »Speerspitze« oder Elite wird von der Ideologie »zu Recht« dazu berufen, Herrschaft auszuüben, in Limousinen mit Chauffeur zu fahren, im Hubschrauber zu fliegen, in Palästen zu residieren, über Milliarden zu verfügen und Gewalt anzuwenden.
Ideologieen wohnt ferner immer etwas Eschatologisches inne - ein Heilsplan. Es wird eine manchmal recht vage, manchmal sehr konkrete Vorstellung darüber entworfen, wie das Paradies auf Erden auszusehen habe, oder zumindest ein großes Übel bekämpft werden könne - durch die möglichst totalitäre Herrschaft der Ideologie.
Ideologien müssen ferner Feindbilder liefern, um Menschen um die Ideologie herum zu scharen und zu solidarisieren - Kampfbereitschaft zu wecken, und Opferbereitschaft zu erzeugen.
Eine Ideologie muß auch universell sein. Sie muß allgemeinen Geltungsanspruch erheben - »wahr« sein und damit auch einen universellen Geltungsanspruch legitimieren. Hierzu rekurieren viele Ideologien auf höhere Wahrheiten: die Wissenschaft, göttliche Offenbarung, die Natur usw.
Schließlich muß die Ideologie imstande sein, den Menschen zu befrieden und sozialtauglich zu machen. Dazu muß sie sittlich-ethisch »gute« Werte verkünden, und »gutes« Leben demonstrativ belobigen. Derjenige, der sich gegen die Ideologie oder ihre Herrschaft erhebt, die »guten« Werte mißachtet, muß zumindest als Verbrecher angeprangert und bestraft, oder als Geisteskranker behandelt werden - wenn er nicht völlig zum Totschlag freigegeben wird.
Die Ideologie muß schließlich soziale Mobilität reduzieren: sozialer Aufstieg soll nur nach den Regeln der Ideologie erfolgen - Abstieg eine Folge von Regelverstößen sein.
Daraus ergibt sich auch die notwendige Unvollständigkeit jeder Ideologie. Notwendige Lebens- und Überlebensmittel wie Manipulation und Rhetorik, Strategie, Grundlagen der Gewaltanwendung dürfen von ihr weder akzeptiert, noch gelehrt oder angewandt werden, da all diese »Arkana« grundsätzlich jeder Ideologie als solcher feindlich sind und das »Volk« dazu imstande setzen, sich erfolgreich regelwidrig zu verhalten.


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