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Copy & Paste, am 13.8. 2002 um 09:59:35 Uhr
Liechtenstein

DER PRINZ UND SEINE VASALLEN

Fast jeder kennt und schätzt ihn, den aromatischen und duftenden Basmati-Reis. Die Wiege dieser Reissorte steht in der Punjab-Region im Himalaya, wo Basmati-Reis seit Jahrtausenden von Bergbauern gezüchtet und geerntet wird. Ein US-Patent mit der
schlichten Nummer 5.663.484 könnte nun Hans-Adam II, den Prinzen von Liechtenstein, zum Herrscher über die berühmte südasiatische Reissorte machen.

Die unglaublich anmutende Story ist schnell erzählt. Hans-Adam II von Liechtenstein
ist Vorsitzender der RiceTec AG, deren texanische Niederlassung im Herbst 1997 besagtes Patent auf alle Basmati-Sorten sowie auf den wertvollen Handelsnamen »Basmati« gewonnen hat. Wie kommt es nun, daß eine kleine Firma mit nicht einmal hundert Beschäftigten die Herrschaft über eine Reissorte mitsamt unzähligen Untersorten und prestigeträchtigem Handelsnamen erhält, obwohl sie die Sorte weder erfunden noch besonders weiterentwickelt hat? Hier kommt das Internationale Reisforschungsinstitut (IRRI) ins Spiel, dessen Hauptaufgabe unter anderem darin besteht, Saatgutproben von jeder der über 100.000 Reissorten, die in Afrika und Asien traditionell angebaut werden, zu sammeln und für die Zukunft zu sichern. Und von all diesen Sorten hat das IRRI wiederum Saatgutproben an eine Genbank des US-Landwirtschaftsministeriums in Colorado weitergegeben. Schließlich haben die USA seit den Siebziger Jahren mehr als 63 Millionen US-Dollar an »Förder- und Entwicklungsgeldern« an das IRRI ausbezahlt. Der Wert der in Colorado hinterlegten und von US-Firmen kommerziell ausgebeuteten Sorten wird von Experten mittlerweile auf über eine Milliarde US-Dollar geschätzt. Was bei einer
Investition von 63 Millionen einen ziemlich satten Gewinn ausmacht.

Doch zurück zu Hans-Adam II. Auch seine Firma RiceTec hat sich in besagter Genbank bedient, hat einige Basmati-Sorten nachgezüchtet, in Texas angebaut und schnell nach US-amerikanischem Recht patentieren lassen. Der Prinz von Liechtenstein hat also davon profitiert, daß es in den USA ein derart liberales Patentrecht und den freien Zugang zu Saatgut aus aller Welt gibt. Und er hat es mit relativ geringem Aufwand durch einen juristischen Schachzug geschafft, sich das Eigentum von hunderttausenden Bauern in Indien, Pakistan und anderen asiatischen Ländern anzueignen. Damit werden die Bauern im Himalaya zu Vasallen des Prinzen, denn sie dürfen ihren ganzen Stolz nicht einmal mehr unter dem Namen »Basmati« exportieren. Der Prinz selbst verteidigt sich und seine Machtansprüche mit einer blaublütigen Arroganz, die die letzten 50 Jahre verschlafen zu haben scheint: Er meint,die indischen und pakistanischen Bauern hätten in den letzten Jahrzehnten genügend Zeit gehabt, den Reis markenrechtlich zu schützen.



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