Dazu denke ich:
Sei um jeden Cent Steuern, den man dir abnim...den du diesen Staat leisten kannst, dankbar denn er wird (bei der Wirtschaftspolitik) nicht wieder kommen.
Das trifft natürlich nicht für die oberen paar Prozent der Steuerzahler zu, ca. das obere Drittel. Aber wenn man zufällig zur Mittelschicht gehört oder gar schon wieder nach unten abgerutscht ist, dann ist man ziemlich sicher schon ein Verlierer des jetzigen Systems. Grade wenn man vom Staat lebt. (Verschwendete Zeit, was das Aufbauen von Vermögenswerten angeht, denn sparen kann man ja nicht.)
Das System hat im Grunde den Vermögensaufbau der Mittelschicht schon in der alten Republik (also dieser Republik vor Wiedervereinigung mit der sowjetischen Besatzungszone) gestört, man kann da von einer Umverteilung von der Mitte nach Unten sprechen, doch durch »die Öffnung des Arbeitsmarktes für die Welt« ist die Situation wohl explodiert...Der Generationenvertrag droht auch, seine Gültigkeit nicht mehr einlösen zu können, was im Prinzip nichts macht, denn man hatte ja eh nie die Wahl und die Chance, verbeamtet zu werden ist auch inzwischen so gering, dass sich Lottospielen wieder lohnt. Ein Job, eben nur noch ein »Job« kein Berufe mehr, »Berufung« inzwischen schon ein exotisches Fremdwort, vielmehr müsse man damit leben, niemals ausgelernt zu haben, sich ein Leben lang selbst verkaufen zu müssen in einer Welt, in der es unter Garantie einen Besseren gibt.
Und die einzige Frage, die dieses System einem unbeantwortet lassen will - bei allen anderen wird man durch »liebenden Druck« schon zur richtigen Lösung des Problems gedrängt - , das ist die bemerkenswert komplizierte, warum ich morgens überhaupt noch aus dem Bette soll. Es ist warm, häuslich und sicher und die Welt da draußen will einen doch nur schlechtes. Himmelhoch, wäre da nicht das Pflichtgefühl (vielleicht die letzte edele Regung, zu der ich noch fähig bin?), ich schmieße es hin, sicher. Das Pflichtgefühl und das Bewusstsein, doch noch etwas schuldig zu sein sich selbst und der Welt da draußen...ach, ich werde doch heut das Bett nicht verlassen müssen, denn ich hab frei...
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