„Die Nacht ist keines Menschen Freund, heißt‘s,“ unterbrach sich der alte Soldat, herb auflachend; „die Spitzbuben haben keinen besseren Freund! Möchte wissen, ob die Frau Gräfin auch alleinige Erbin geworden wär‘, wenn die helle Sonne in‘s Sterbezimmer geschienen – glaub‘s nicht! ... Wie der Prinz den letzten Seufzer ausgestoßen hatte, da stand sie auf – sie sah aus wie ein Geist, aber nicht eine Spur von Mitleid, oder gar eine Thräne war auf dem hochmütigen, weißen Gesicht zu sehen – also, sie stand auf und schlug mir die Thüre vor der Nase zu. Ueber eine halbe Stunde lang hat sie drin in einem fort gesprochen, was, das weiß ich nicht – ich hörte nur die Todesangst in ihrer Stimme. Nachher kamen die beiden Herren heraus und zeigten den Schloßleuten den Tod des Prinzen an. Mein Major ging an mir vorbei, als sei ich auf einmal ein Mauerstein oder so was geworden – er sah mich nicht an ... Herr, ich sagte vorhin, daß in der Nacht die ganze wilde Jagd über den Thüringer Wald hingetobt sei – nu ja, die Gräfin kam als Frau Venus mitgeritten, und wer der Tannhäuser war, das weiß ich – mein Herr war seitdem ein verlorener Mann, die Gräfin aber die reichste Frau weit und breit. Das Testament, das sich vorfand, fiel in die Zeit, wo die Feindschaft mit dem Hofe zu A. am schlimmsten und die Macht der Gräfin am höchsten gewesen war – es soll förmlich niet- und nagelfest gewesen sein, und kein Gerichtshof hat dran rütteln können. Was da war, gehörte der Erbschleichern, nicht einmal die Armen im Lande kriegten einen Groschen“
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