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1987 fanden Kinder in Nordperu in einem Erdhügel nahe der Ortschaft Sipan einige Goldmünzen. Ihre Eltern, schon seit Generationen tätig als huaceros, unfreundlich mit Grabräuber übersetzt, fuhren in der Nacht zu diesem Hügel. Was sie fanden, war ein Goldschatz von unvorstellbaren Ausmaßen. Sie mußten einen LKW auf der Straße anhalten. Die Ware, war es Mais, Getränke, Zement? warfen sie auf die Straße und zahlten den Fahrer mit Goldmünzen. Als die peruanische Polizei hinter die Sache kam, war es für einen Teil des Schatzes, der als Schatz des Fürsten von Sipan seither gleichwertig neben Tutenchamun und Priamos steht, längst zu spät: Was nicht an zum Teil pfundschweren Ketten und Zeremonialgefäßen sichergestellt werden konnte und ins dafür errichtete Goldmuseum verbracht wurde, landete in der Privatsammlung Enrico Polis, eines distinguierten und undurchsichtigen italienischen Finanziers aus Lima. Er wohnt in einem nicht zu aufdringlichen Haus im schönen, doch nicht allerschönsten Teil Limas und für Privatführungen gewährt er Einlaß in Schätze, wie sich so nur selten darbieten. Ein Quartett aus vier reingoldenen Trompeten (eher wäre an 'Luren' zu denken), eine Leibkette aus goldenen Kakaobohnen, aber auch Keramik und bizarr synkretistische Gemälde peruanischer Meister des 16ten und 17ten Jahrhunderts, die er sinnreich zu entschlüsseln weiß. Er lenkt das Gespräch gern auf andere Themen, Signore Poli, wenn die Rede auf den Sipan-Schatz kommt. Und wirklich scheint sich bei ihm ein großer Gerechtigkeits- mit einem Schönheitssinn und Gier zu paaren. Er hält den Laden zusammen, ob nun mit Mafiahilfe oder nicht und anders als im Nationalmuseum von Peru, dessen letzte Inventur ergab, daß inzwischen 20 % aller Exponante gestohlen und/oder durch Replikate ersetzt worden sind, hegt er liebevoll eine Sammlung, deren bloße Anzahl silberner Zeremonialkelche mich bei der Vorstellung des Putzens erschaudern läßt. Enrico Poli, der Mann ist einen Kiesel im Gedächtnis wert.
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