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Freno d'Emergenza schrieb am 23.12. 2014 um 17:13:00 Uhr über

Franken

Um das Getue von Franken und bzw. mit Bayern zu verstehen, muß man in die Geschichte gucken. »Franken« war selbstständig gewesen - nicht als kompakter, homologer Staat, sondern in Form einer Anzahl selbstständiger Herrschaften und Reichsstädte, wovon Nürnberg nur die berühmteste ist. Der Main als früh schiffbarer Fluß und Handelsweg, der Weinbau an seinen Hängen, die alten Handelsverbindungen und prä-industrielles Gewerbe von Nürnberg und Umgebung bescherten einen gewissen Wohlstand. Dagegen waren die Bayern damals - südlich der Donau konzentriert, im heutigen Alt- (oder Ober-) und Niederbayern - ein recht zurückgebliebenes Agrarvölkchen. Nur ihre Herzöge waren schon immer recht rührig gewesen, und ihr Expansionsdrang richtete sich fast selbstverständlich gegen die kleineren Herrschaften hinter ihrer Nordgrenze. Nach Süden und Osten lagen die mächtigen Habsburger, mit den Württembergern, Schweizern und Badenern wahr auch nicht zu spaßen, aber die kleinen Territorien im Norden, zumal oft schwache, kirchliche Herrschaften, luden geradezu zum gefressenwerden ein, erst recht, seit der Kurfürst von der Pfalz durch sein Abenteuer als »Winterkönig« 1618 seine »Oberpfalz« an die Bayern verloren hatte - die erste größere Erwerbung jenseits der Donau. Damit gings dann los, und endete damit, daß sich die zum Königreich erhobenen Bayern 1806 das gesamte fränkische Gebiet einverleiben konnten, wo sie sich auch nicht gerade beliebt machten. Es wurde alles umgekrempelt. Der erste große Modernisierer Bayerns, der Graf Montgelas, war am Werk und ausserdem wurden brutale Steuern eingeführt, oftmals an die Stelle vieler älterer Abgabensysteme, die noch relativ human geworden waren. So falsch ist es nicht, wenn man sagt, daß Münchens Glanz mit fränkischem Geld bezahlt worden ist (wenn auch etwas vergröbert).
Es lohnt sich auch, sich mal die Sprachkarte anzuschauen: Bayern gehört zu einer ganz anderen deutschen Sprachfamilie, nämlich der namensgebenden bayrischen Sprachfamilie, während die Franken eben zur namensgebenden fränkischen Sprachfamilie gehören, deren Affinitäten zum Hessischen, Pfälzischen und Schwäbisch/Badisch im Westen weitaus größer ist, als zum Bayrischen im Süden. Aus den vormals wohlhabenden fränkischen Landen sind heute halbe bis ganze Armenhäuser geworden, während das ehemals zurückgebliebene Bayern nach dem zweiten großen Modernisierer - FJS (jaja, der!) - ein high-tech und global player geworden ist ! Weisswurst und Hofbräuhaus kennt man auch in New York - aber wer weiß schon in Singapur was von blauen Zipfeln ?


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