In den 1950er Jahren gab es in vielen Familien eine Klopfpeitsche. Das gehörte zum guten Ton; andere benutzten einen Stock, um ihren Zöglingen den Hintern zu versohlen. Je nach Geldbeutel konnte man vier- sechs- oder siebenstriemige Klopfpeitschen erwerben.
Wir hatten zu Hause eine mit sechs Riemen, die hatte unser Vater aus seiner Jugendzeit mitgebracht. Man sah den Riemen an, dass sie schon oft im Gebrauch war, und für mich und für meinem Bruder hat sie auch noch gute Dienste getan.Wo sie dann geblieben ist, weiß ich nicht.
Wenn es damit Schläge gab, mußten wir uns grundsätzlich den Hintern frei machen. Vati oder Mutti hauten uns nur auf die nackte Sitzfläche.
Die Riemen wurden vorher eingefettet, damit sie besser hupfen, wie Mutti immer sagte.
Die »Mieze«, so nannten wir dieses Prügelinstrument, hat verdammt durchgezogen, jeden einzelnen Riemen konnte man spüren. Je nachdem, wie feste zugeschlagen wurde, hat der Hintern ganz schön wehgetan.
Aber wie es uns erging, erging es den Jungs und Mädchen im Nachbarhaus kaum anders. Schläge gehörten zur Erziehung und jeder wußte es besser. Die Eltern tauschten manchmal ihre Erfahrungen aus. Überlegt wurde auch, ob denn ein Rohrstock vielleicht doch besser ziehen würde, als eine Klopfpeitsche. Einen Unterschied habe ich kaum gespürt, schmerzhaft war es immer.
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