Paradoxerweise

Vom kleinen Mädchen namens Miriam, das nicht sprechen wollte.
Weder Mama noch Papa wollte sie sagen.
Miriam guckte nur in die Luft.
Mal hierhin,
mal dahin.
Und sie verzog kein Gesicht dabei.
Die anderen Kinder mieden sie.
Sie sagten: Miriam ist gar kein Kind.
Miriam ist gar kein Mensch.
Miriam ist nur eine Vogelscheuche und hat eine Menschenmaske auf.
Miriam guckte in die Luft.
Miriams Papa wurde oft wütend.
Er wollte nicht mit ansehen, wie seine kleine, hübsche Tochter gehänselt wurde.
Manchmal aber war er auch auf Miriam wütend.
Und er fragte sich, warum sie es ihnen - ihm und seiner Frau - so schwer machte.
Warum sie nicht einfach ein normales Kind sein konnte, wie alle anderen.
Als Miriam fünf Jahre alt war, schlug sie einem gleichaltrigen Jungen einen Milchzahn aus.
Der Junge war entsetzt und weinte.
Er hatte nicht angenommen, daß Miriam ihm gefährlich werden konnte.
Deshalb hatte er Miriam den grünen Stein weggenommen, den sie immer mit sich herumtrug.
Er hatte den Stein eigentlich nur ausborgen wollen.
Aber dann hatte er so großen Gefallen daran gefunden, daß er beschlossen hatte, ihn länger zu behalten.
Da war Miriam gekommen, und hatte ihm den Stein wieder abnehmen wollen.
Und als er der Junge ihn nicht herausgeben wollte, hatte sie zugeschlagen.
Mit einem schnellen, sehr kräftigen, gezielten Schlag.
»Paradoxerweise«, hatte Miriam dabei gedacht.
»Paradoxerweise hält er sich. Hätte von der Energie des Schlages eigentlich nach hinten umfallen müssen.«
Und so hatte Miriam ihre Theorie überarbeiten müssen. Einem elastischen Schlag ließ sich Muskelkraft entgegensetzen. Aber warum? Warum widersetzte sich dieser Zellhaufen?