Heutzutage

Heutzutage sehen die 15jährigeMädels und 15jährigeJungs noch viel geklonter aus als zu meiner Zeit, vor 11 Jahren - aber damals war das Privatfernsehen ja auch noch nicht so etabliert, der Kommerz noch nicht so allgegenwärtig, und man hatte auch noch abweichende politische Meinungen (statt einfach nur großer Ratlosigkeit).
Natürlich gab es auch schon damals, Ende der 80er / Anfang der 90er, einen großen Konformitätsdruck und eine zunehmende Cliquenbildung, aber es hatte noch nicht die Ausmaße, die es heute hat.

Meine Jugend geht vorbei, denn ihre großen Helden, Moby und Oasis, haben in diesem Jahr mit »18« und »Heathen Chemistry« bzw. mit »Extreme Ways« und »Little By Little« die schlechtesten Alben bzw. Singles ihrer Karriere veröffentlicht. Nun höre ich Prefab Sprout und Elvis Costello, trage einen Mantel, kultiviere einen Bauchansatz und bereite mich im allgemeinen aufs Älterwerden vor.

Heutzutage ist so ein Wort, das nur ganz bestimmte Menschen verwenden. Und das aus einem von zwei möglichen Gründen: Entweder, sie wollen hervorheben, daß heute alles besser ist als noch vor Jahren. Oder sie wollen hervorheben, daß heute alles schlechter ist als früher.

Ich merke selber, wie ich manchmal »heutzutage« verwende. Und versuche mir das abzugewöhnen. Zeiten und Entwicklungen sind prinzipiell nur sehr schwer miteinander vergleichbar. Wer es dennoch tut, hat entweder ein enorm umfangreiches Wissen, viel Sachverstand und viel Erfahrung - oder er pauschalisiert.

Heutzutage sind Tütensuppen aus der Tüte, früher waren die aus kleinen Päckchen und viel leckerer, aber das habe ich schon mal gesagt und da hat es auch keinen interessiert. Bezeichnend daran ist jedoch, dass Tütensuppen eines der wenigen Dinge sind, die größer geworden sind. Eigentlich wird nämlich heute alles kleiner, weil das schick ist und weil es technisch machbar ist und weil es vom Design her besser passt und so weiter; an die Ergonomie wird heutzutage ja immer noch kaum ein Gedanke verschwendet.