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Goodluck schrieb am 25.9. 2014 um 13:03:17 Uhr über

007

Der 1979 unter der Regie von GILBERT gedrehte 11. Film der Bond-Reihe »Moonraker« greift zwei biologische Themen auf, die in fast literarischer Weise gegeneinander ausgespielt werden: Aus einer am Oberlauf des Amazoco (im Film korrigiert James Bond Q in dem Sinn, dass es »der Unterlauf des Tapirapé« gewesen sei) endemischen Pflanze, im Film ”Orchidea negra“, wird ein Phytotoxin gewonnen, das zwar Menschen sofort tötet, Tiere und andere Pflanzen hingegen nicht schädigt. Mithilfe dieses Mittels möchte der Industrielle Hugo Drax die Welt vom Menschen befreien, um sie mit von ihm nach einem eugenischen Programm optimierten Menschen zu kolonisieren. In einem Gespräch mit dem britischen Agenten James Bond, der dieses Ansinnen verhindern soll, wird auch der historische Hintergrund der Pflanze erhellt: Sie wurde von einem indianischen Stamm verehrt, der plötzlich spurlos aus der Geschichte verschwand, eine große Ruinenanlage, die zu Drax‘ Hauptquartier wird, hinterlassend. Geheimnis des Verschwindens ist der Blütenstaub der verehrten Pflanze, der Menschen unfruchtbar werden lässt. Der gezielten Zucht besonders lebensfähiger Menschen steht die Tötung lebensunwerter Menschen gegenüber. Mag man über den Film auch geteilter Meinung sein, vor allem, was die Anbiederung an die Weltall-Euphorie der späten 70er Jahre betrifft, so ist dieser Handlungsstrang ein klassisches Aufgreifen biologischer Bedrohung. Der Schauplatz der Menschenzucht ist nicht mehr die alte Indianerpyramide, sondern eine Raumstation im Orbit der Erde (vorsorglich mit Radarstörgerät ausgestattet). In den Weltraum kam 007 allerdings nicht von ungefähr: Science-Fiction-Erfolge wie STAR WARS oder Spielbergs CLOSE ENCOUNTER OF THE THIRD KIND leiteten ins All... Wie in den vorhergehenden 10 Filmen sind es böse Menschen, die nützliche Technik in menschheitsbedrohende oder zumindest finanzkrisenauslösende Waffen verwandeln. Mit MOONRAKER wird aber in gewisser Hinsicht mit einem Tabu gebrochen, ist auch noch die Technik des Bösen völlig einseitig geworden, für die Verwirklichung der Pläne werden keine Ressourcen irgendwelcher fremden Mächte eingeplant. Vielmehr verlässt sich Drax bei seinem Plan neben den eigenen Raumfahrt-Erfindungen auf die Natur: Er gewinnt Giftgas für seinen Plan, die Erde zu entvölkern, aus einer südamerikanischen Orchidee, die bereits die Mayas ausgerottet habe. Bisher war zumindest die Natur vom Missbrauch durch das Böse verschont geblieben, allein technische Geräte oder etablierte Waffensysteme mussten zur Zerstörung herhalten. Dem widerspricht nicht, dass die Hauptquartiere vieler Bond-Gegner geradezu künstlerisch ungezähmte Natur integrierten (Aquarium in JAMES BOND DR. NO) oder gar zur Beseitigung unliebsamer Angestellter benutzten (Haifischbecken in THUNDERBALL und THE SPY WHO LOVED ME, Piranhabecken in YOU ONLY LIVE TWICE, Krokodilbecken in LIVE AND LET DIE), denn dort ist der gefährliche Aspekt der Natur im Privatbereich des Schurken Ausdruck dessen gefährlicher Natur, nicht aber Kriegswaffe oder Terrorinstrument für den »bösen Plan«. Entsprechend sind die Zentralen dieser Gegner auch am Rande der Zivilisation angesiedelt: auf tropischen Inseln, im ausgebauten Vulkan, unter Wasser oder im All. Das Urwüchsige der Natur arbeiten Bonds Widersacher dabei in den Hightech-Unterschlupf architektonisch ein, statt es zu verdrängen. In MOONRAKER ist aber die menschliche Natur selber in doppeltem Sinn Angriffsziel: zur Vernichtung durch pflanzliches Gift und zur Optimierung durch Zucht. Die Bedrohung der Mensch- und Tierheit mit Seuchen, um ein Lösegeld zu erpressen, findet sich zwar schon zehn Jahre früher 1969 in ON HER MAJESTY'S SECRET SERVICE, doch ist dort das Ziel kein biologisches (Platz für hochgezüchtete Menschen), sondern ein rein ökonomisches.


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