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Kontradjeff schrieb am 2.6. 2002 um 21:09:09 Uhr über

Missbrauch

Eine sehr tragische Geschichte, leider sogar wahr:
Ich war zusammen mit jemanden, den ich bis dahin nur vom Internet her kannte in Zürich auf der Streetparade. Mit dem Zug wohlgemerkt, das kostete damals ungefähr 30 Euro pro Nase, hin und zurück gerechnet.
Es begab sich also, dass der Typ, mit dem ich unterwegs war an einem Toilettenhäuschen anstand und ich mich etwas erschöpft auf der Gehsteigkante niederließ. Nichts böses ahnend zog ich mein Handy aus der Tasche und begann, snake II zu spielen.
Keine 10 Sekunden später stand eine dunkelhäutige um nicht zu sagen schwarzhäutige Frau vor mir und fragte mich auf französisch ob sie wohl mein Handy kurz ausleihen könnte, sie würde gerne telefonieren.
Ich bin im Grunde durchaus hilfsbereit, aber im Ausland eine fremde, französischsprachige, dunkelhäutige Frau mit meinem Handy für mindestens 1,30 Euro in der Minute telefonieren zu lassen, das wollte ich nun wirklich nicht. Ich schlug ihr vor, sich an den Kosten zu beteiligen, und mir 2 Franken zu geben. Nun, sie lehnte dankend ab, meinte, es ginge auch so, und verschwand so schnell wie sie gekommen war.
Nun denn, ich machte mir keine weiteren Gadanken darüber.
Einige Stunden später erwischten wir gerade noch einen Zug, der uns zurück bringen sollte.
Es begab sich, dass alle Plätze belegt waren, so dass wir zwischen den Abteilen auf dem Fußboden platz nahmen. Ein liebenswürdiger, Schweizer Schaffner kam alsbald vorbei um unsere Karten zu kontrollieren und um uns darüber aufzuklären, dass wir in Basel umsteigen müssten.
Etwas fertig vom vielen Laufen holte ich danach abermals mein Handy aus der Tasche, mein Begleiter tat es mir gleich, wir spielten Snake und Space impact.
Es waren keine zwei Minuten vergangen, da stand plötzlich eine dunkelhäutige Frau vor uns, und versuchte uns auf französisch klar zu machen, dass wir ihr unsere Fahrkarten geben sollten.
Nun, mein Begleiter versuchte nun dieser liebenswürdigen Frau klar zu machen, dass diese Karten bereits abgestempelt seien, dass sie ihr nichts bringen würden.
Doch die herzallerliebste Dame hatte schon auf Durchzug gestellt und sich geschworen, nicht weg zu gehen, bis sie unsere Tickets in der Hand hielt. Mein Begleiter gab ihr schließlich sein Ticket und schon wandte sie sich an mich, sie wollte ja schließlich auch meine Karte haben.
Ich sträubte mich bei dem Gedanken.
Als ich jedoch merkte, dass ich sie sonst wohl nie losbekomen würde, willigte ich schließlich zähneknirschend ein und gab ihr zögernd meine Fahrkarte.

Die Katastrophe ließ nicht lange auf sich warten. Keine zwei Minuten später kam ein Wutentbrannter Schweizer Schaffner zu uns und meinte, bei uns in Deutschland könnten wir das von ihm aus machen, aber, die Schweizer, für wie dumm wir sie auch halten würden, würden das sofort erkennen. Das sei Missbrauch und koste für jeden 50 Steine (wie er er ausdrückte).
Wie gelähmt vom Schock versuchten wir ihm nun klar zu machen, dass wir doch gar nichts dafür konnten, dass wir doch gar nicht gewusst hätten, was die gute Frau damit anfangen will, dass wir doch einen Fahrschein hätten. Wohlgemerkt, er hielt unsere Fahrscheine, die wir in Deutschland gelöst hatten in der Hand, ein Zweifel war ausgeschlossen. Jetzt kam auch die herzensgute dunkelhäutige, französischsprachige Frau wieder ins Spiel und beteuerte »c'est pas leur faute«, es ist nicht ihr Fehler. Der Retour vom Schaffner folgte aufs Wort »Si, c'est leur faute!!!«, es IST unser Fehler!
Er bot uns auch an, wenn wir nicht zahlen wollten, dann könnte er auch die Polizei rufen, dass würde dann halt noch mal extra kosten.
Doch darauf wollten wir es nicht ankommen lassen, meine Mutter hatte mir noch am Morgen vor der Abfahrt erzählt, wozu Schweizer fähig sein können und ich hatte kein Interesse daran, die Summe exponential zu steigern. Und so kassierte der Schaffner von meinem Begleiter 100 Schweizer Franken, ich selbst hatte gar nicht so viel Geld dabei, ich ließ es mir auslegen.
Dann holte er seinen elektronischen Fahrscheindrucker aus der Tasche und tippte darauf herum.
Alsbald schoben sich zwei kleine Papierscheine aus dem Gerät, er überreichte jedem von uns einen.
Darauf stand MISSBRAUCH und der Betrag 50 SFR.
Das Dilemma kommt schneller, als man denkt, also seid wachsam und seit misstrauisch, wenn euch dunkelhäutige, französisch sprechende Frauen um einen selbstlosen Gefallen bitten, ihr könntet missbraucht werden...





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