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Yves Marquard schrieb am 29.3. 2025 um 13:11:29 Uhr über

Prenzlauer-Berg

„Zertifizierte SelbstgefälligkeitEine Abrechnung mit Prenzlauer Berg 2025

Ein Stadtteil als Statement. Ein Leben als Lifestyle. Ein Irrtum in Bio-Baumwolle.



Willkommen im Prenzlauer Berg.
Hier, wo das Pflaster hip ist, die Kinder trilingual, und der Kaffee nach Komplexität schmeckt.
Wo früher Subkultur war, steht heute ein Biomarkt mit Community-Board.
Und auf dem Board: Aushänge über Achtsamkeit, Hundesitting und Mietrecht –
aber kein Hinweis auf Wirklichkeit.

Denn der Prenzlauer Berg 2025 ist kein Kiez.
Er ist ein Zustand in Melange.



Die Bewohner:innen: Klug, links, latte

Sie lesen Die Zeit, aber nur bis zur Kolumne.
Sie posten Zitate, aber ohne Quelle.
Sie tragen Verantwortung, aber nur als Sticker auf dem Kinderwagen.

Sie sprechen über Diversität,
aber leben im homogensten Biotop der Republik.
Blond, Akademiker:innen, gereist, gereizt
gegen alles, was stört,
aber selten für etwas, das weh tut.



Kinder statt Kritik

Im Prenzlauer Berg wird Politik durch Pädagogik ersetzt.
Die Welt wird erklärtbeim Babyturnen.
Das Patriarchat wird entlarvtbeim Stillvortrag.
Und die Revolution findet stattim Mütterforum.

Kinder sind hier nicht einfach Menschen.
Sie sind Identitätserweiterung mit Vitamin-D-Zusatz.

Erziehung als Machtmittel.
Kindheit als Kurationsprojekt.
Die Kita?
Ein Labor für linksliberale Lebensstileohne Abweichung, aber mit Brotdose.



Kleidung als Korrekturbotschaft

Hier trägt man nicht Mode
man trägt Befindlichkeiten in zertifiziertem Stoff.
• Oversize mit Unterton
Leinen mit Weltverbesserung
• Stillhoodies mit Wokeness-Print
Sneaker mit Haltung

Farbe ist politisch.
Schnitt ist semantisch.
Und der Stil sagt nie: „Ich bin schön“ –
sondern: „Ich bin informiert.“



Der Diskurs: geimpft gegen Wirklichkeit

In Prenzlauer Berg 2025 wird nicht mehr gestritten
nur noch differenziert.

Man ist gegen Rassismus, Sexismus, Kapitalismus,
aber gegen keine Person.
Man kämpftsolange es nicht zu laut ist.
Man ist mutigsolange die Crowd klatscht.
Man denkt progressivaber lebt konservativ wie ein Cembalo.



Das Leben: kuratiert, korrekt, komplett entkoppelt

Die Menschen hier sind reflektiertbis zur Bewegungslosigkeit.
Sie haben verstandenund deshalb keinen Hunger mehr auf Neues.
Sie sind wütendaber auf sehr leise Art.
Sie kaufen nur Gutesund fühlen sich trotzdem schlecht.

Sie meinen es gut.
Aber sie meinen immer sich selbst.



Fazit: Der Prenzlauer Berg ist kein Ort.

Er ist ein subventioniertes Selbstbild mit Cafébetrieb.

Er war mal wild.
Jetzt ist er weich.
Er war mal laut.
Jetzt ist er aufgeschäumt.

Und wer ihn heute betritt, spürt vor allem eines:
eine Wand aus wohlmeinender Langeweile.



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