Der erste Kontakt mit dem, was Deutschland der Legende nach so auszeichnet: den Behoerden.
Der Berufswunsch stand eigentlich seit der Kindheit fest, denn Klarinetten wachsen nicht auf Baeumen. Geduldiges Fragen (und Kinder *koennen* fragen, bis der Gefragte die Waende hochgeht) ergab die Information, dass ein Klarinettenbauer eigentlich ein Holzblasinstrumentenbauer ist. Also wurde im Jahr vor der mittleren Reife ein Gang zum Arbeitsamt angetreten, um mal zu hoeren, wo man sich, ausser bei Heckel in der Heimatstadt Wiesbaden (Warteliste fuer eine Lehrstelle fuenf Jahre, naja...), noch dazu ausbilden lassen koenne. Dass man nicht einfach so das Arbeitsamt besucht, wurde schon am Empfang klar. Man schickte mich nach etlichen Telefonaten schliesslich zu einer Dame, die zwar ueberrascht war, dass man mich zu ihr gesandt, aber bereitwillig Rede und Antwort stehen wollte sie dann schon. Nach der Aeusserung des Berufswunsches »Holzblasintrumentenbauer« jedoch wich das Laecheln und nach etlichen Sekunden regungslosen Verharrens im Buerostuhl stand sie langsam auf, ging zu einem Schrank und murmelte »da muss ich wohl mal die Exotenfibel zu Rate ziehen«. Sie bliess den Staub von dem Buch und schlug nach, ob es diesen Beruf ueberhaupt gaebe. Dem war in der Tat so und ich bekam zwei Adressen fuer das gesamte Bundesgebiet, bei denen ich mich bewerben koenne - ich konnte nur erwidern, dass ich von beiden bereits eine Absage bekommen haette. Mit resigniertem Schulterzucken wurde mir bedeutet, dass ich das Buero verlassen koenne.
Da wurde es klar, dass man die Dinge lieber selbst in die Hand nimmt. Ein Arbeitsamt habe ich seitdem nie mehr betreten, meine Lehrstelle aber konnte ich nach 9 Semestern Physikstudium (irgendetwas muss man ja schliesslich tun wurde mir immer wieder bedeutet) mehr durch Zufall antreten. Das Leben geht, so scheint es, seltsame Wege mit den seltenen Berufen...
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