Prügelstrafe

Mit Prügelstrafen bin ich groß geworden. In der Schule und Zuhause war der Rohrstock an der Tagesordnung. Mein Lehrer und mein Vater haben mich für jede Kleinigkeit mit einer Tracht Prügel bestraft. Die Ledernen wurden stramm gezogen und der Rohrstock sang sein Lied. Meine Brüder und auch meine Mitschüler wurden zwar auch mit dem Rohrstock bestraft, aber nicht so viel wie ich.
Als Erwachsener habe ich einmal mit meinem Vater über das Thema Prügelstrafe gesprochen. Er sagte nur, dass die Prügelstrafe bei mir sehr wichtig war und er auch den Lehrer seinerzeit aufgefordert hatte besonders streng mit mir zu sein. Es gibt Kinder und Jugendliche, die halt einfach mehr Prügel brauchen. Manche Burschen verlangen förmlich in ihrer Erziehung den Rohrstock. Grinsend sagte er zu mir: Du hast doch deine strammgezogene Lederhose und den Rohrstock auch ganz gerne gemocht - oder? Verlegen habe ich meinem Vater gestanden, dass es mir bis heute gefällt. Damals, ich war 26 Jahre, hat mein Vater mir angeboten mich nochmals zu züchtigen. Die kurzen Lederhosen hatte ich schnell angezogen und der Rohrstock lag sowieso noch in der Küche. Diese Prügelstrafe wird mir immer in Erinnerung bleiben. 60 Rohrstockschläge auf die strammgezogene eng sitzende und total speckige kurze Lederhose. An diesem Tag war ich bei meinem Vater um zu beichten, dass ich aus der Schreinerei herausgeflogen bin. Mein Meister war nicht zufrieden mit meiner Arbeit. Vater hat mit seiner Prügelstrafe, die er mir bestimmt sehr gerne gegeben hatte, auch mein schlechtes gewissen beseitigt. Denn die Prügelstrafe hat ja auch etwas erleichterndes. Vielleicht ist deshalb für einige Menschen die Prügelstrafe nicht ganz verkehrt. Heute, mit meinen 57 Jahren, ist das aber nicht mehr so. Ich habe meine Kinder zwar auch schon mal die Prügelstrafe angedroht, aber weder in der speckigen Lederhose, noch mit dem Rohrstock vollzogen.