Herrentoiletten

In Düsseldorf war eine der verrufensten Herrentoiletten über Jahrzehnte im Kaufhaus Horten zu finden - gangbang pur direkt hinter der Heimtextilienabteilung. Doch eines Tages war die Tür dorthin mit Brettern vernagelt, und ein Schild verkündete: »Wegen besonderer Umstände bleibt die Herrentoilette geschlossen.« Die Endgültigkeit dieser Aussage, wie sie sich im Verzicht der Geschäftsleitung auf das sonst obligate Wort 'vorübergehend' darstellte zu überprüfen, habe ich mir jedoch in den darauffolgenden Jahren verkniffen. Es gibt (gab) heimeligere Kaufhäuser in Düsseldorf als Horten. Und die Zeit der sexuellen Feldstudien war für mich dann auch irgendwann vorbei, jetzt hieß es, das Gelernte zur Anwendung zu bringen.

Auf Herrentoiletten riecht es dermassen eklig, dass ich glaube, dass noch kaum eine Frau je eine betreten hat. Denn wenn die Frauen das getan hätten, müssten sie glauben, wir Herren seien sowas von widerlich dreckig und unhygienisch, dass sie uns nicht einmal mehr mit Handschuhen und der Kohlenzange anfassen wollen würden, vor allem nicht untenrum.

Ich las irgendwo, eine öffentliche Toilette in London, die seit rund hundert Jahren eine sagenumwobene Kontaktstelle für männliche Homosexuelle ist, sei unter Denkmalschutz gestellt worden, da der durch den Film 'Prick up your ears' auch hierzulande bekannt gewordene Autor Joe Olson dort einen großen Teil seiner Freizeit verbracht habe (na gut, ein Schriftsteller hat wohl immer und doch nie Freizeit), und diese Örtlichkeit auch als authentische Kulisse für die Dreharbeiten zu oben erwähntem Film benutzt worden ist. Eine bemerkenswerte Geste der Londoner Stadtverwaltung wie ich finde, und ich würde es begrüßen, wenn die Stadtverwaltungen von Köln, Düsseldorf, Hamburg und vielen anderen Städten Deutschlands diesem Beispiel Folge leisten würden, wer weiß schon, welcher Rinnsteinorpheus sich dereinst aus den umkachelten Grotten emporgesungen haben mag? Und von diesem Aspekt einmal abgesehen, sind die heutigen Technoklos nicht nur unschön, es ist auch eine rechte Zumutung für den Normalbürger, 20 bis 50 Cents für einmal Wasserlassen zu bezahlen.

In USA nennt man die Herrentoilette gerne »men's room«. Auf abgelegenen Campingplätzen habe ich auch schon »smelly place« gehört. Diese Bezeichnung trifft 100%ig zu!