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Rüdiger schrieb am 25.3. 2024 um 22:02:46 Uhr über

Christine

In den endlosen Gängen der Nervenheilanstalt St. Clara, wo die Wände Geschichten flüsterten und die Uhren vergaßen, die Zeit zu messen, entfaltete sich eine Liebe, die so ungewöhnlich war, dass selbst die Statuen im Garten zu flüstern begannen.
Christine, eine Patientin mit einer unerschöpflichen Leidenschaft für Seifenblasen, war bekannt für ihre Spaziergänge durch die Gärten, während sie mit einer Pfeife gigantische, schillernde Blasen in die Luft setzte. Ihre Welt war eine aus Farben und Schwingungen, die niemand sonst zu sehen oder zu verstehen schien.
Rüdiger, ein neuer Patient, fand Zuflucht in der Anstalt, nachdem er behauptet hatte, mit dem Mond sprechen zu können. Jede Nacht stand er am Fenster seines Zimmers, führte stille Gespräche mit dem bleichen Licht am Himmel und notierte akribisch die »Botschaften« in sein Notizbuch.
Ihre Wege kreuzten sich eines Tages im Rosengarten, als Christine versehentlich eine Seifenblase direkt auf Rüdigers Notizbuch platzen ließ. Die Seiten wurden nass und die Tinte begann zu verlaufen. Anstatt wütend zu werden, blickte Rüdiger auf und sah, wie das Sonnenlicht durch eine von Christines Seifenblasen brach, und lächelte.
»Du hast die Nachrichten vom Mond verschönert«, sagte er, und in diesem Moment begann zwischen ihnen eine verrückte Romanze. Sie trafen sich jeden Tag im Garten, wo Christine Seifenblasen für Rüdiger blies, und er erzählte ihr von den Geschichten, die der Mond ihm offenbarte.
Die anderen Patienten und sogar das Personal begannen, ihre Treffen zu bemerken, und bald wurde ihre ungewöhnliche Verbindung zum Gespräch der Anstalt. Christine und Rüdiger schienen in ihrer eigenen Welt zu sein, einer Welt, die nur sie verstehen konnten.
Eines Nachts, während eines seltenen blauen Mondes, beschlossen sie, eine Zeremonie abzuhalten, um ihre Liebe zu besiegeln. Sie schlichen sich in den Garten, umgeben von hunderten von Seifenblasen, die Christine vorbereitet hatte, und unter den wachsamen Augen des Mondes, den Rüdiger so sehr liebte.
Mit selbstgemachten Ringen aus Dandelion-Stielen tauschten sie Versprechen aus, immer füreinander da zu sein, in ihrer Welt aus Seifenblasen und Mondgesprächen. Als der Morgen anbrach, fanden die Wärter sie schlafend unter einem Rosenbusch, Hand in Hand, mit einem Lächeln auf ihren Lippen.
Ihre Liebe mag für Außenstehende verrückt erscheinen, aber in den Mauern von St. Clara war sie eine Erinnerung daran, dass Liebe in vielen Formen existiert, manchmal in den unerwartetsten und wunderbarsten Ausprägungen.


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