>Info zum Stichwort Onlinejournalismus | >diskutieren | >Permalink 
Yadgar schrieb am 16.3. 2021 um 00:16:08 Uhr über

Onlinejournalismus

Das Zauberwort heißt Impressionssteigerung...

Online-Zeitungen finanzieren sich durch Bannerwerbung, die auf Artikelseiten geschaltet wird. Die Preise für diese Werbung werden für jede Artikelseite durch Zählung der Seitenaufrufe (im Internet-Werbersprech »Impressionen«, vulgo Klicks) punktgenau berechnet - je mehr Aufrufe, desto teurer.

Wie generiert man möglichst viele Aufrufe? Indem man die Leser zum Kommentieren anregt. Es hat sich längst herausgestellt, dass ein Artikel um so häufiger angeklickt werden, je mehr Leserkommentare es zu ihm gibt, ja, dass nicht wenige Leser gar nicht mehr den Artikel, sondern vor allem die Kommentare lesen. Nur deshalb wird ja auch unter jedem Artikel-Anreißer die Zahl der Leserkommentare angegeben!

Wie bringt man die Leute zum Kommentieren? Indem man sie zum Widerspruch reizt. Indem man am laufenden Band irgendwelche steilen Thesen, irgendein völlig überdrehtes Zeug raushaut (nicht wahr, Frau Yaghoobifarah? Nicht wahr, Herr Jessen?), was das Publikum (und es hat sich in langen Jahren der Onlinezeitungs-Praxis ebenfalls herausgestellt, dass niemand so ausdauernd kommentiert wie der ältliche Wutbürger mit Rechtsdrall, also wird dieses Lesersegment bevorzugt angefüttert, egal ob ZEIT, Spiegel, taz, FAZ oder Welt Online) im Sekundentakt protestieren läßt, Action! Leben in der Bude!

All die Reizthemen der vergangenen zehn Jahre, also der ganze Gender-Wokeness-Critical Whiteness-Kram (man könnte auch noch Veganismus, E-Bikes und den allgegenwärtigen Berlin-Hype hinzufügen) werden nur deswegen allüberall hochgejazzt, weil das Wutbürger-Kommentariat darauf zuverlässig anspringt wie Pawlowsche Hunde und wunderbar einträglich scheißestürmt. Klicks, Klicks, Klicks!

Ich wage sogar zu behaupten, dass die AfD im Wesentlichen ein Produkt dieser Marktstrategie der Online-Medien ist... und sogar ein profitables Produkt, denn Artikel über die AfD sind so gut wie immer echte Renner in den Kommentarspalten!

Für die Online-Medienwelt kann man insgesamt durchaus sagen: Polarisierung, Radikalisierung, Bürgerkriegsstimmung sind ideal fürs Geschäft... und, nicht im strafrechtlichen Sinne, aber allemal im Hinblick auf journalistisches Ethos bleibt für diesen OnlineJournalismus« nur ein Ausdruck übrig: korrupter Dreck.

Leider, und auch das gehört zum Geschäftsmodell, macht dieser korrupte Dreck süchtig... und Lesen geht schneller als (Radio-)Hören, Radiohören ist die gemütliche Tasse Kaffee, Onlinezeitungen lesen dagegen eher wie eine schnelle Linie Kokain (und man muss ständig nachlegen!),so dass es enorme Ausdauer und Disziplin gehört, sich die viele Jahre lang gewohnte tägliche Onlinezeitungs-Lektüre abzugewöhnen. Eine entsprechende Boykott-Bewegung dürfte es schwer haben...


   User-Bewertung: /
Unser Tipp: Schreibe lieber einen interessanten und ausführlichen Text anstatt viele kleine nichtssagende.

Dein Name:
Deine Assoziationen zu »Onlinejournalismus«:
Hier nichts eingeben, sonst wird der Text nicht gespeichert:
Hier das stehen lassen, sonst wird der Text nicht gespeichert:
 Konfiguration | Web-Blaster | Statistik | »Onlinejournalismus« | Hilfe | Startseite 
0.2823 (0.0028, 0.0047) sek. –– 824461168