Einige überdurchschnittlich positiv bewertete
Assoziationen zu »Kollaboration«
hei&co schrieb am 14.9. 2000 um 08:59:19 Uhr zu
Bewertung: 1 Punkt(e)
Frank Hartmann bezieht sich hier teilweise implizit auf einen sehr interessanten Artikel von Dieter Hoffmann-Axthelm, der die musikalischen Grundlagen der Kooperation am Ende freilich noch stärker betont: "Der Kooperationserfahrenheit des Arbeitsvermögens entspricht in der ästhetischen Produktivität zwar nichts Gleichlautendes, aber in dem Maße, in dem künstlerische Praxis Aktion wird, sie ihren Zielpunkt in der öffentlichen Handlung hat und nicht in einem Außerhalb der Produktion, des Zeitpunktes, des Autors und des Ortes liegendem Produkt, bildet sich eine Art Taktstraße heraus, die Aktionszeit. Diese Trasse organisiert gleichsam selber , wie beim musikalischen Improvisieren, die Zeiten, in die die Beiträge unterschiedlicher Autoren hineingehen können. Es ist, sobald die Zeitspannung hergestellt ist, immer schon etwas da.
Nur ist dieser Taktgeber in den bildenden Künsten kein reines Zeitmaß, sondern immer auch optisches Medium. Gegenstand sind die aktuellen Wahrnehmungsgewohnheiten: Schnitte, Beschleinigungen, Überblendungen, Gleichzeitigkeiten und Zeichenabstraktionen der alltäglichen Wahrnehmung. Foto, Film, Video, Computerfilm bringen sie nicht hervor, aber stellen sie dar, treiben sie voran, spitzen sie zu. Wir sollten die optischen Medien nicht überschätzen. Subjekt ist, bei aller Unterworfenheit unter Taktverfahren, noch immer die Wahrnehmung. Kooperation heißt, seit ihrer Erfindung, rhythmisierte Wahrnehmungszeit. Nicht neutralisierte optische Signale, sondern Lieder waren ihre ersten Taktgeber. Aus der Arbeitskraft ausgetrieben, kehre die Kooperation, so sie wieder ästhetisch würde, nur zu ihren Anfängen zurück.» Hoffmann-Axthelm, Dieter, «Kunst und Kooperation", in: Künstlergruppen. Von der Utopie einer Kollektiven Kunst, hg. v. Florian Rötzer, Kunstforum, Bd. 116, 11/12 1991, S. 154-159, hier: S. 159.
hei+Co schrieb am 16.6. 2000 um 01:29:30 Uhr zu
Bewertung: 2 Punkt(e)
CADAVRE EXQUIS. - Spiel mit gefaltetem papier, in dem es darum geht, einen Satz oder eine zeichnung durch mehrere Personen konstruieren zu lassen, ohne daß ein Mitspieler von der jeweils vorhergehenden Mitarbeit Kenntnis erlangen kann. Das klassisch gewordene Beispiel, das dem Spiel seinen Namen gegeben hat, bildet den ersten Teil eines auf diese Weise gewonnen Satzes: Le-cadavre-exquis-boira-le-vinnoveau ... (Der köstliche Leichnam -trinkt-den-neuen-Wein). [...]
Was auch immer dabei herauskommen mochte, sie [die Kompositionen, HI] waren geprägt durch das, was ein Gehirn allein nicht hervorbringen kann, sie waren in weit hörerem Maße mit dem Vermögen des Abbiegens begabt, nach welchen zu streben die Poesie sich nie genug tun kann. " (André Breton: Le Cadavre Exquis, in: Patrick Waldberg: Der Surrealismus, Köln 1965, 87-89, hier: 87)
hei&co schrieb am 14.9. 2000 um 08:57:08 Uhr zu
Bewertung: 2 Punkt(e)
5.1. Interaktion mit der Zeit: Takte der Kooperation
Frank Hartmann beschreibt das grundlegende Verhältnis von ästhetischer und allgemeiner gesellschaftlicher Zeitorganisation als ein musikalisches »Taktgefühl« und macht - wie schon Umberto Eco in den entscheidenden Charakteristika des »offenen Kunstwerkes« - Anleihen bei musikalischen Improvisationstechniken: "Jeder ist [...] eine innere Kooperative, ein selbstgenügsames Kollektiv. Er hat die für seine Leistung nötigen Ordnungen anschaulich in sich und übt sie schnell und sicher aus, ein Verfügen, das kein analytisches Nachvollziehen und Durchspielen, sonder der direkte Zugriff aus der Souveränität des Rück- und Überblicks ist. [...] Dieses formale Potential wird zunehmen und liegt gesellschaftlich bereit, um an anderem Ort genutzt zu werden. Es ist absehbar, daß sich die künstlerische Arbeit seiner bedient. Der Kooperationserfahrenheit des Arbeitsvermögens entspricht in der ästhetischen Produktivität zwar nichts gleichlautendes, aber in dem Maße, in dem künstlerische Praxis Aktion wird, sie ihren Zielpunkt in der öffentlichen Handlung hat und nicht in einem Außerhalb der Produktion, des Zeitpunktes, der Autors und des Ortes liegendem Produkt, bildet sich eine Art Taktstraße heraus, die Aktionszeit. Diese Trasse organisiert gleichsam selber, wie beim musikalischen Improvisieren, die Zeiten, in die die Beiträge unterschiedlicher kooperierender Autoren hineingehen können. Es ist, sobald die Zeitspannung hergestellt ist, immer schon etwas da.
Nun ist dieser Taktgeber in den bildenden Künsten kein reines Zeitmaß, sonder immer auch optisches Medium."