Max schrieb wie er und sein Bruder in den 50er Jahren abgehärtet wurden. Nun möchte ich über ihren ersten Winter in kurzen Hosen erzählen. Als wir Anfang November nach warmer Unterwäsche, Wollsocken und Steppjacke fragen, heißt es: „Der Winter beginnt am 1. Dezember.“ Noch sind wir nicht die einzigen Jungs in Lederhosen, aber dann kommt Frost und der erste Schnee. Mit dem Rad zur Schule – es gibt keinen Pardon. Papa überredet einen Kollegen, dessen Sohn in meine Klasse geht, mitzumachen. Nun sind wir zwei. Mein Bruder hat auch einen Leidensgenossen wir sind die „Winterkönige“, bedauert, bewundert? Von diesem Winter will ich erzählen.
Weihnachten steht vor der Tür: Was wünschen wir uns? Was wollen wir den Eltern schenken? Wir wünschten uns gefütterte Handschuhe zum Radfahren. Die Eltern sind nicht begeistert. „Und was noch?“ wird gefragt. „Einen richtigen Lederfußball, bitte.“ Diesmal nicken beide.
Das Geschenk für die Eltern – wir wollen unser Taschengeld selbst verdienen, als Kegeljungs (dann darf man abends länger draußen sein), vielleicht als Zeitungsbote? Das wird den Alten gefallen, weil man schon gegen fünf Uhr mit nackten Beinen auf die Straße muss. Ich spreche mit einer Nachbarin. Sie ist froh, dass ich ihr für ein Taschengeld beim Zeitungsaustragen helfen will.
Wir bekommen Handschuhe und den Fußball. „Zum Bolzen in Turnhosen! Verstanden?“ Ich bekomme zusätzlich einen Wecker. Mein Bruder wird Freitag, Samstag, Sonntag Kegeljunge, weil der Sohn vom Wirt frei haben möchte. Nach dem Kegeln muss mein Bruder in der Küche spülen und aufräumen. Er hat jetzt einen Hausschlüssel, wenn er halb erfroren heimkommt.
So hart es auch war – wir waren stolze Jungs und bedauern die Smartphonkinder, die im Elterntaxi zur Schule gebracht werden.
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