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mcnep schrieb am 26.2. 2003 um 20:39:48 Uhr über

Jesus-hängt-am-Kreuz-und-wichst

Dieses von mir gelaunchte Stichwort hat eine fast 20 Jahre zurückreichende Geschichte: Der beste Freund meiner Jugendzeit, Carsten, hatte eines Tages beschlossen, unsere gemeinsame Rauschbrüderschaft aufzukündigen, und sich via freiwilliger Einweisung in die Hände einer nicht unumstrittenen Drogenhilfe zu geben, Synanon, Narconon, wasweißich, jedenfalls ein Verein, dem Verbindungen zu irgendeiner Sekte, Scientology oder evangelische Freikirche nachgesagt wurde, und der zur Engiftung seiner Schützlinge zu zum Teil drastischen psychologischen Mitteln griff. Eines davon bestand darin daß, wie mir Carstens Freundin erzählte, die Briefe an die Anstaltsinsassen laut im Plenum vorgelesen und diskutiert wurden. Zunächst löste dies bei mir eine schwere Schreibblockade aus, derer ich mich dann mittels folgendem Introitus erwehrte:
»Lieber Carsten! Eigentlich wollte ich diesen Brief mit den Worten beginnen 'Jesus-hängt-am-Kreuz-und-wichst', aber dann wäre mir die Überleitung sehr, sehr schwer gefallen...«
Was folgte, war ein mit Insiderspäßen gespickte Brief in frühneuhochdeutscher Manier, gewissen Briefpassagen unseres damaligen Hausevangeliums 'Der Fall Charles Dexter Ward' von Lovecraft nicht unähnlich, aber speziell die Wirkung der Einleitung war bei dem tatsächlich stattfindenden Briefing (wie man hier wohl sagen kann) eine umwerfende, Carsten hat es mir später geschildert: Der Oberentgifter hatte sich meinen Brief bis zuletzt aufgespart, nahm ihn mit spitzenden Fingern und las ihn mit vor Abscheu bebender Stimme vor. Dann richtete er an Carsten die Fragen: »Findest Du so etwas gut? Sind das deine FreundeCarsten hatte sich schon zuvor nur mühsam das Lachen verkniffen, aber bei dieser Inquisitio brach er völlig zusammen und bekam einen längeren Lachanfall. Der Oberguru wartete ab, bis er abgeebbt war, und las dann ausgerechnet den Briefanfang noch einmal vor, erneut verbunden mit der Frage, ob Carsten dies lustig fände. Jetzt war endgültig jener Punkt erreicht, der dem der Aussprache des Namens 'Schwanzus Longus' durch Pontius Pilatus in einer bekannten Kinokomödie ähnelte, und die Hälfte aller Suchtkranken rollte kichernd vom Schemel.
Tja Carstens und meine Freundschaft hat hernach ein wenig gelitten, er ist dann lange Zeit dem Blauen Kreuz gefolgt, während ich den Weg des Dionysos weiterverfolgt habe; er hat sich zum Weibe gewandt, ich habe gen Sodom geschaut - doch kürzlich habe ich Armin, einen gemeinsamen Freund dieser Jahre wiedergetroffen, und er hat mir erzählt, Carsten habe wieder zu Trinken angefangen, und sei danach, wie ausgewechselt, wieder ein umgänglicher Mensch geworden. Subsidium, ich will ihm wieder schreiben.


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