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solarschule schrieb am 20.2. 2003 um 23:52:50 Uhr über

Krise

Offensive greifen traiisnational durch die verfallenden Strukturen alter Staatliclikeit hindurch. In den drei Kontinenten bereiten sie die meist durch Kriege zerstörte Geseliscliaftliclikeit für den Einsatz ihrer »good governance«, »public-private-partiiersliip«, Kleinkrediteprograi-nme, moderne Sozial- und Lagerverwaltung etc. auf. Es ist eine posti-noderiie Form des li-nperialismus. Ihre Politologeii und Philosophen sprechen illusioiiär im Vorgriff auf ihren Eildsieg von »Imperiui-n«, »Ei-npire«.
Diese Offensive trifft auf eine Vielfalt von Widerständen, weltweit. Ja, sie ruft sie mit ihrer Aggressivität und Gewaltsamkeit geradezu gegen sich auf. Sie suini-niereii sich zu dem, was wir »Krise« nennen. Die Krise der Verwertbarkeit der Weitarbeitskraft kann man in der Überakkui-nulatioii ihrer tecliniscli-sacliliclien Einsatzt-nittel beschreiben, in der Überakkui-nulatioii von Kapital.
Aber dahinter verbergen sich Krisen des Kommandos, der Uiiregierbarbeit, der Uiiverwertbarbeit von Arbeitskraft, Formen der Sabotage und der Gegeiibewegtiiigeii, die das Kapital in seinen Erwartungen, in seinen »busi'iiess expectations« frustrieren und blockieren. Wenn man den Angriff mit dem jetzt wieder brandaktuell gewordenen politischen Ökonomen Joseph Scliumpeter als »schöpferische Zerstörung« beschreiben kann, so können wir die Krise auf einen Nenner bringen, den er wie wenige kapitalistische Ök-oiioi-nen klar gesehen liat@ Durch den Erfolg seiner »scliöpferischeu Zerstörung« ruft der Kapitalismus eine »wachsende Feind-

seligkeit« gegen sich auf, die er mit seinen Mitteln nicht belierrscheu kann.

Diese Offensive nennen ihre neuen teclinologiscli-politiscileii Elitefori-natioiieii aus den Maclitkatliedralen ihrer Global Cities »Revolution«. Es ist eine »Revolution« von oben, eine »koiiservative Revolution«. Sie revolutioniert das teclinologisch-organisatorisclie Arsenal, um das Kapitalkoi-nmaiido zu konservieren. Sie modernisiert den Klassenkrieg auf ein historisch neues Niveau und sucht darin das Kommando über die Arbeitskraft zurückzugewillilen, das durch die Kämpfe gegen das fordistisclie Ausbeutungsregii-ne in die Krise geraten war. In dem Versuch einer epoclialen postinoderneii Erneuerung der bürgerliclien Revolution mit neuen sozial-teclinologisclieii Waffen stellt sich diese Offensive in die historische Kette der Revolutionen von oben. In ihnen hatte sich der Kapitalismus unter dem Druck der sozialen Revolution auf jeweils neue Ratioiialisiertitigsstufen gerettet: in der Renaissalice,

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in den republikanischen Bürgerrevolten des 17. Jahrhunderts (vor allem englischen und holländischen mit ihrer wichtigen amerikaiiisclien Ausgründung), in der französischen, der »48er«, der progressistisch-konservativen des Fordismus mit ihrer keynesianisclien Globalisierung durch das System von Bretton Woods.
Längst hat sie neue Formen der Sabotage, Selbstbehauptung und Befreiung gegen sich aufgerufen, denen sie mit verschärfter Gewalt begegnet.
Wir befinden uns erst in der Anfangsphase, im Take-off dieser neuen Revolution von oben. Die ideologischen Diener der Macht nennen sie »Postmoderne«. Wie immer zu Beginn solcher Umbrüche entfalten sich enori-ne spekulative Aktivitäten. Auf dem finanzteclinischen Sektor, in den Börsen und Future-Märkten taxieren und bewerten sie die Zukunfts- und Durclisetzutigschancen der innovativen Vorreiter in der Ungewisslieit der sozialen Auseinandersetzungen und Konkurrenzen von Tag zu Tag neu. Aber nicht nur dort. Der spekulative Eifer entfaltet sich auch in den Areneii der sog. »Diskurse«. In ihnen formieren sich die pliilosopliischen, sozialwissenscliaftliclien und kulturtlieoretischen Sparten der neuen Eliten. Sie debattieren die komplexen Anforderungen, die von den neuen Technologien der Itinovationsoffensive an Anpassung und Zuriclitung der Weltgesellscliaft ausgehen. Denn Umbruch ist Abbruch und Zerstörung des alten Regiines, verbunden mit dem Versuch zur Herstellung eines gänzlich neuen Regimes. Es operiert ins Neue, ins Offene, Unsicliere, Ungewisse der Zukunft hinein. Die vergangenen Epochen kann man als Zyklen beschreiben. Aber für die Zukunft taugt dieser Begriff wegen der grundsätzlichen Offenheit und des Erfindungsreiclitui-ns der revolutionären Prozesse nichts. Die oft damit von bürgerliclier (und einigen sklerot'sclien Sp'elarten soz'alistisclier) Ökonoi-n'e und Philosophie verbundene Vorstellung einer zyklisclien Wiederkehr des Gleichen (Theorie der langen Wellen etc.) ist zu mecliaiiistiscii. Sie trägt dieser Ungewisslieit und historischen »Kreativität« des sozialen Antagonismus nicht genügend Rechnung.
Für die neuen Eliten geht es um Alles oder Nichts. Ihre eigenen Zukunftscilancen bestehen im existeiiziellen Kampf gegen das (vormals »moderne«) Alte. Der Kampf nimmt darum in der Anfangspliase den Charakter einer Revolte gegen die alten Eliten und ihr Regime an. Hierin entwickeln sie ihren neuen, ihren »einergenten« Charakter. Entscheidend ist jedoch der Krieg gegen die

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