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Wilfred Owen
IM SCHLAF
Unter dem Helm, den Ranzen im Genick nach vieler Tage Werk und Wachen nahm Schlaf seine Stirn und bog sie sanft zurück. Und während Schlafens seliger Nicht-zeit, kam der Tod und nahm sein Herz. Noch einmal schnellend hoch auf zuckt Leben in ihm, eh es flieht ... dann sinken Arm und Brust ihm wieder müd in Schlaf und bald verirrt und langsam quellend kriecht Blut, wie Erdgewürm, das Spuren zieht.
Ob nun sein tiefrer Schlaf umschirmt von mächtigen Sdiwingen, vom Geist, der aufgezündt der Sterne Strahl, gebettet still auf Gottes Betten sei, hoch über Wolken, Regen, Hageln Blei und Windes krummen Klingen; - oder ob seine Stirne, naß und schmal, sich mehr und mehr in tiefen Lehm versenkt und sich sein Haar dem grauen Gras vermengt und letzten Feldern, die im Herbste alt Wer weiß? Hofft? Hät rot sich? Laßt, daß es vergehe! Er schläft. Schläft weniger zitternd, weniger kalt, als wer erwachen muß und wachend klagen: Wehe!
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Stefan Zweig (1881-1942)
POLYPHEM (1917)
DREI Jahre schon leben wir
In deiner Höhle,
Höhle des Dunkeis, des Grauens und böser Erwartung,
Polyphem,
Du ewig hungriger, menschenfressender Riese,
Dessen Auge
Starr, stählern und wimpernlos
Die selige Träne nicht kennt.
Tag für Tag
Greift deine harte haarige Hand
In unsere Reihen,
Fühlt, betastet und wägt unsre scheuernden Glieder,
Reißt
Freunde von Freunden,
Bruder von Brüdern
Schlägt
Schädel und Hirne, gefüllt mit Liebe und warmen Gedanken,
Gegen die Felsen des Schicksals,
Körper und Stirnen, durchglüht von Samen und Süße des Lebens,
Und gierig schlürft
Dein breites, wulstiges tierisches Maul
Das heilige Fleisch
Göttlicher Menschen.
Wie Tiere gedrängt
Schauernd im Dunkel
Der blutigen Höhle
Sitzen wir nachts und fragen uns an mit sklavischen Augen:
Wann du? Wann ich? Wann der letzte
Göttlicher Menschen
In den Wanst,
Den sich ewig weitenden,
Dieses aufgeblähten sinnlosen Tiers?
Unsere Wangen
Sind mürb
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