Round-Midnight

Ich weiß bis heute nicht, wie mein Thelonious Monk T-Shirt abhanden kommen konnte. Es hat den Kopf des Pianisten, ein recht jugendliche Aufnahme von ihm, im Halbprofil gezeigt. Da es Anfang der 2000er eben sehr in war, möglichst weite Cargohosen zu tragen, hat mich ein Fremder mal gefragt, ob der da auf meinem T-Shirt ein 'Underground-Rapper' wäre.

Ich habe erst den Kopf geschüttelt, dann kurz überlegt, und dann gemeint 'naja, so ähnlich...'

Um Mitternacht herum könnten gute neue Stichwörter und Assoziationen entstehen. Man trifft sich, begegnet sich im Blaster, findet sich sympathisch, auch wenn man sich eigentlich nicht kennt und in jedem Supermarkt am anderen Blaster-Texter vorbeilaufen würde.

Round-Midnight: Blaster-Wanderer an unbeleuchteten oder zumindest schlecht ausgeleuchteten Stellen. Manchen guten Text würde man gerne wieder aus der Blaster-Versenkung, den Blaster-Untiefen holen und ihn mit der Taschenlampe anleuchten, damit er neue Blaster-Früchte trägt.


Gibt es eine schweigende, sprachlose Blaster-Mehrheit?
Mit Sprachlosigkeit kommt man nicht weiter- im Netzwerk der Assoziationen.
Man hält das Maul und überlässt den anderen das Feld, aus welchen Gründen auch immer.

Schwierig: Um Mitternacht herum gegen Windmühlen ankämpfen, wie Don Q. von Cervantes.
Mit »Gutmenschentum« hat das absolut gar nichts zu tun.
Sondern mit der Lust am Blaster.
Der Lust auf neue Texte.

Eine sehr gute Version von »Round Midnight« gibt es mit Ack van Rooyen am Flügelhorn und Paul Kuhn, dem Mann am Klavier, der - wie in Trance, in Hypnose-mit traumwandlerischer Sicherheit und Präzision über die Tasten gleitet...

...wie auch bei »Summertime« in Frankfurt, die große Brille mit den farbigen Gläsern über den Augen und ganz entrückt wirkend, dabei aber doch hochkonzentriert bei der Sache, Taste für Taste, Ton für Ton.
Authentisch, damals beim kostenlosen Open-Air-Konzert auf dem Frankfurter Römerberg.