Stasi

Sie sind unter uns, nach wie vor, und noch ziemlich lange. Sie tauchen auf bei Behördenleitern, Wahlbeamten, Abgeordneten. Sie haben Termine nach Feierabend bei Unternehmern, Freiberuflern und Präsidiumsmitgliedern. Manchmal stehen sie irgendwo auf der Lohnliste. Manchmal sind sie »Unternehmensberater«, manchmal gelingt es ihnen, Grundstücke und »Firmenbeteiligungen« mit ganz erstaunlichen Gewinnen zu verkaufen. Sie schwirren umher - meistens relativ bescheiden, stets freundlich und hilfsbereit - aber irgendwie passen sie nicht richtig zu dem Umfeld, von dem sie ihre Einkünfte beziehen; es sind Fremdkörper, von denen sich etliche fragen, wie sie überhaupt in diese Position gekommen sind.

Wenn ich dabei gewesen war, wußte ich es nicht, aber: habe das, was ich tat, gern im Sinne meines alten Staates getan..Heute weiß man doch nicht mehr, was man wählen soll, sind alles beschissen lügende Parteien, ich gründe eine Partei der Unzufriedenen, bitte sich mir anzuschließen!

Ein Irrtum zu glauben, daß jeder, der von den Stasi-Leuten mehr oder weniger ausgekundschaftet wurde, eng mit denen zusammengearbeitet hat, mußte man doch gar nicht. Kann mich außerdem nicht erinnern, daß ich mich danach gedrängelt hätte, auf eine Schule für Funktionäre zu dürfen, das war anderen Intelligenteren vorbehalten, mein IQ reichte dafür Gott-sei-Dank nicht aus.

Auf dem Platz der Republik in Ost Berlin:
Ein Mann steht auf dem Platz der Republik und schreit: »Scheiß Republik!«
Daraufhin wird er verhaftet, verteidigt sich aber damit, daß er nicht gesagt habe, welche Republik er meine. Er wird wieder freigelassen. Am nächsten Tag schreit er wieder: »Scheiß Republik!« und wird wieder verhaftet. Als er diesmal mit seiner Ausrede kam, er sagte nicht,
welche Republik er meinte, sagten die Stasibeamten: »Wir haben uns erkundigt: es gibt nur eine 'Scheiß Republik'.«