Jahre erhob einen kulturellen Anspruch und bed' iente sich seines Monopols in gew-
isser Weise, um jedermann Produkte mit kulturellen Intentionen (Dokumentar-
filme, Fernsehbearbeitungen klassischer Werke, Kulturdebatten usw.) aufzudrängen und den Geschmack des breiten Publikums zu formen; das Fernsehen der neunziger Jahre will diesen Geschmack nur mehr bedienen
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und ausschlachten, um über Rohprodukte die größt-
-mögliche Zuschauerzahl zu erre' 1
ichen - parad'gmat'sch
dafür die Talkshow, die Psychoshow, hüllenlose Erfahtun ' gsberichte oft extremer Art, die einer Form von Voyeurismus und Exh'b't'on-
, , , ismus entgegenkommen (wie übrigens auch die Unterhaltungssendungen, an denen
man sogar als einfacher Zuschauer brennend gern teilnimmt, um wenigstens einen Augenblick lang sichtbar zu sein). Indessen teile ich nicht die Nostalgie mancher nach dem pädagogisch-paternalistischen Fernsehen der Vergangenheit; ich denke, daß es zu einer wirklich demokratischen Nutzung der Massenmedien in nicht geringerem Gegensatz steht als der PoPulistische Spontaneismus und die demagogische Unterwerfung unter populäre Geschmacksrichtungen.
Von der Einschaltquote entschiedene Kämpfe
Wir müssen nun über den bloßen Anschein hinausge hen, müssen das, was sich vor der Kamera abspielt, und auch die Konkurrenz innerhalb des 'ournal st'schen Feldes hinter uns lassen und uns mit dem Kräfteverhältnis
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zwischen den verschiedenen Organen beschäftigen in1
sofern, als dieses Verhältnis selbst die Form der Interaktionen bestimmt. Um zu verstehen, warum wir heute regelmäßig diese und ene Debatte zwischen diesem und enem Journalisten sehen, müssen w r die Positionen der
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verschiedenen Presseorgane einbeziehen, die sie im
1 journalistischen Raum vertrete n, und ihre Position innerhalb dieser Organe. Und auch wenn w r verstehen
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wollen, was ein Kommentator in Le Monde schre'be'n und was er nicht schreiben kann, müssen w r d ese be
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den Faktoren immer im Kopf haben. Die mit der Position verbundenen Zwänge werden als Verbote oder ethische Anweisungen erfahren- »Das ist mit der Tradition von Le Monde unvereinbar«, oder: »Das steht dem Geist von Le Monde entgegen«, »hier kann man das nicht machen«, usw. Alle diese Erfahrungen, die in Form ethischer Vorschriften verkündet werden, übersetzen die Struktur des Feldes in das Verhalten einer Person, die eine bestimmte Position in diesem Raum einnimmt.
Die verschiedenen Protagonisten in einem Feld haben 1
oft abwertende Vorstellungen von den anderen Akteuren, zu denen sie in Konkurrenz stehen, und äußern sich stereotyp und beleidigend über sie (so produziert im Raum des Sports jede Sportart stereotype Vorstellungf n ler manchots, Armamputierte). Bei diesen Vorstellungen von den anderen - die Rugbyspieler nennen die Fußbal-
handelt es sich oft um Kampfstrateglen, die das bestehende Kräfteverhältnis verändern oder erhalten sollen. Gegenwärtig ist zu beobachten, daß Pressejournalisten
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