ErnestoMariaKillefitts Zarathustra I.
»ALSO,« SPRACH ZARATHUSTRA, »hier ist mal wieder gar nichts los!«
*
In jungen Jahren trat er manchmal vor die Menschen und sagte nur: »Da bin
ich!«
Meistens wurde er dann gefragt: »Und wer bist du?«
Er sagte dann in der Regel: »Ein Gaukler!«
Da lachte sich das Volk kaputt und brüllte: »Kein Gaukler trägt eine Brille!«
Als er älter war, trat er manchmal vor die Menschen hin und sagte nur: »Ich warte!«
Meistens wurde er dann gefragt: »Und worauf wartest du?«
Er sagte dann jedes mal: »Auf Morgen!«
Die Leute drehten sich dann um und riefen: »Sieh nur! Da kommt es schon!«
*
Ein kleines Mädchen fragte ihn: »Kennst du auch den Herrn Nietzsche?«
»Ja, kennst du ihn etwa auch?« fragte er.
»Natürlich! Das ist Mamas Frauenarzt!« antwortete das Kind.
*
Einmal ging er an einem Bach entlang. Da freuten sich die Fische, die Gräser und
sogar die Steine: »Woher kommst du?« fragte eine Wolke im blauen Himmel und
er antwortete: »Von da, wohin ich gehe!«
Er kam auf seinen Wanderungen nach Osten an einen Wegweiser. »Kennst du
den Weg?« fragte der Wegweiser. »Nein, aber ich folge ihm!« war die Antwort.
»Wie kann ich mich in diesem Moor zurechtfinden?« fragte er sich und dann hörte er die
Stimme der Moorfee: »Paß bloß auf!« raunte sie.
Auf seinen Wanderungen gelangte er in eine waldige Hügellandschaft. Dort fragte ihn ein
Baum:
»Woher kommst du?«, er antwortete: "Das weiß ich nicht zu sagen, aber ich gehe
weiter!"
»Gut so!« antwortete der Baum.
*
»Wer bist du?« fragte ihn ein kleiner, fetthutiger Pilz am Wegessaum. »Das weiß ich nicht,«
antwortete er, »Vielleicht sagst du es mir!?«
»Wo sind nur die vielen kleinen Gnome, Trolle und Elfen hin?« fragte er sich, als er sich
unter einem Waldstrauch ausstreckte. Dann latschte ihm ein Waldmännlein quer durchs Gesicht.
*
Er wollte auch mal über einen Fluß fahren. Er bat den Fährmann, ihn überzusetzen. "Hol
über, Fährmann!» rief er fröhlich. «Hol selber!" rief der Fährmann fröhlich zurück.
Als er einmal zu einer Burg kam, fand er die Hängebrücke heruntergelassen vor. "Ist wer Zu-
hause?" rief er über den Burggraben.
Er wartete drei Tage und es kam keine Antwort: »Mundfaules Gesindel!« meinte er und
ging weiter.
Er kam einmal zu einer Stadt. Die wurde belagert. Unter großen Gefahren schlich er sich hin-
ein. »Beschießt Eure Belagerer mit Euren Vorräten, das wird Euch retten!« riet er dem
verzweifelten Stadtkommandanten. Der sah ihn entsetzt an. "Die Belagerer sehen wie
verhungert aus,» erklärte er, «wenn Ihr ihnen Euere gebratenen Schweine, Rinder und
Gänse hinaus schießt, werden sie sich darauf stürzen und ein Festmahl abhalten. In der
Zeit verschwindet Ihr durch die Hintertür!"
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