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ruecker42 schrieb am 7.11. 2007 um 02:40:32 Uhr über

Fluxen

Weit zurueck... 1985 war das, da wurden wir geladen, mit Synthesizern, Orgel, Kontrabass, Gitarre und Kurzwellenradio und ja, auch Saxophon. Jemand hatte sich verirrt in die Gefilde der Kooperative New Jazz und war von den Toenen der Sonntagssessions derart infiziert, die zu dieser Zeit fricklig elektronisch durch den Keller knisterten, dass er sich an uns wandte und fragte, sehr bestimmt und direkt.

Der Auftrag, so soll es einmal genannt werden, bestand darin, die Fluxuskirche in Wiesbaden zwecks einer Gemaeldeausstellung angemessen zu beschallen. Das war eine sehr spannende Angelegenheit, wurde der Ausstellungsraum, das (kleine) Kirchenschiff, doch dazu eigens bis zur Hoehe von ein Meter zwanzig mit Styroporchips und -kugeln befuellt. Das Geraeusch, das die sich durch das Material arbeitenden Besucher auf dem Weg von einem Bild zum naechsten erzeugten, diente als Ausgangspunkt fuer eine Klangcollage, die noch nach nun gut zwanzig Jahren immer noch in meinem Kopf herumspukt. Der ruehrige Organisator der ganzen Aktion war sehr um das Wohl der Musiker besorgt, man brachte Tee, Kaffe, Pizza und Kuchen auf den ehemaligen Chorboden, von dem aus die Beschallung stattfand. Und er sprach immer wieder von Fluxus, verwendete auch das Verb fluxen fuer unsere Taetigkeit, da waren wir doch recht gebauchpinselt und gaben uns noch mehr Muehe, die richtigen Sender im Radio zu finden, wenn unten jemand empoert aus dem Raum herauswollte, man hoerte das aufgeregte pfrrt pfrrt pfrrt der Styroporkugeln und kurz unterhalb des 49m-Bandes hatte es die dazu passenden Aetherklaenge und U. hatte da so eine Technik, den Bogen ueber die Saiten seines Kontrabass zu ziehen, nun ... Aber es gab nur wenige (und ich moechte fast meinen, sie waren bestellt), die sich mehr schlecht als recht empoerten - wer kam, wusste meist, was ihn erwartete und nach vier Stunden war es eine fast familiaere Stimmung - da begann ich zu erahnen, was Fluxus auch sein konnte ...

Erwaehnenswert scheint, dass es am Ende des Tages Geld fuer die Beschallung gab, selbstverstaendlich, ohne Frage und Verhandlung. Kunst (was immer das auch sei) hat wohl etwas mit Tausch zu tun.



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