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KIA schrieb am 18.3. 2002 um 22:24:04 Uhr über

Wilde

der künstler ist der schöpfer schöner dinge ...
kunst zu offenbaren und den künstler zu verbergen
ist ziel der kunst ...
kritiker ist, wer seine eindrücke von schönen dingen
in einem andern stil oder ein neues ausdrucksmittel
zu übersetzen vermag ...
die höchste wie die niedrigste form der kritik ist
eine art selbstbiographie ...
wer in schönen dingen häßliche bedeutungen findet,
ist verdorben, ohne reizend zu sein. das ist ein fehler ...
wer in schönen dingen schöne bedeutungen findet,
hat kultur. für ihn ist hoffnung ...
auserwählt ist, wem schöne dinge nur schönheit bedeuten ...
es gibt kein moralisches oder unmoralisches buch.
es gibt schlecht geschriebene oder gut geschriebene
bücher. das ist alles ...
die abneigung des neunzehnten jahrhunderts gegen
realismus ist die wut calibans, der sein gesicht
im spiegel sieht ...
die abneigung des neunzehnten jahrhunderts gegen
romantik ist die wut calibans, der sein gesicht
nicht im spiegel sieht ...
das moralische leben des menschen kann stoff für
den künstler sein, aber die moral der kunst besteht
im vollkommenen gebrauch eines unvollkommenen mittels ...
kein künstler will etwas beweisen. selbst wahre dinge
können bewiesen werden ...
kein künstler hat sittliche neigungen. sittliche
neigung in einem künstler ist eine unverzeihliche
manieriertheit des stils ...
kein künstler ist je krankhaft. der künstler kann
alles ausdrücken ...
gedanke und sprache sind für den künstler werkzeuge
einer kunst ...
von der form aus gesehen, ist der typus aller künste
die kunst des musikers. vom gefühl aus gesehen, ist
es die kunst des schauspielers ...
alle kunst ist zugleich oberfläche und symbol ...
wer unter die oberfläche taucht, tut es auf eigene
gefahr ...
wer das symbol deutet, tut so auf eigene gefahr ...
was die kunst wirklich spiegelt, ist der zuschauer
und nicht das leben ...
meinungsverschiedenheit über ein kunstwerk zeigt,
daß das werk neu, vielfältig und lebensstark ist ...
wenn die kritiker nicht übereinstimmen, ist der künstler
im einklang mit sich selbst ...
das einer etwas nützliches gemacht hat, kann man
ihm verzeihen, solange er es nicht bewundert. die
einzige entschuldigung dafür, etwas nutzloses
gemacht zu haben, ist,
daß man es grenzenlos bewundert.
alle kunst ist ganz nutzlos ...

Oacar Wilde/vorwort zu »das bildnis des dorian gray«


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