Einige überdurchschnittlich positiv bewertete
Assoziationen zu »Hippie«
mcnep schrieb am 4.10. 2003 um 08:27:33 Uhr zu
Bewertung: 2 Punkt(e)
Eben aus einem unschönen Traum erwacht: Ich will zu einer Kulturveranstaltung (Lesung oder Konzert), die im McDonalds auf der Graf–Adolf–Straße stattfinden soll. Auf dem Weg dorthin komme ich jedoch kaum vorwärts, da die Straße übersät sind mit Stühlen zahlloser Straßencafes. Es sind aber nicht die üblichen Mono–Stapelstühle, sondern klobige, altmodische Holzstühle und –Sessel aller Stile und Epochen, mehrheitlich jedoch der Zeit des GelsenkirchenerBarocks. Während ich mich da durchquetsche, höre ich die ganze Zeit einen rhythmisch betonten Sprechgesang: Das ist die Hippiebewegung, ist die Hippiebewegung, ist die Hippiebewegung...
Keine konkrete Erklärung oder Bezugnahme für diesen Traum, mir jedoch auch aufgrund peristaltischer Unpäßlichkeit geschworen, nie wieder als Nachtmahl den Westernbohneneintopf von Plus zu essen.
Yadgar schrieb am 19.3. 2009 um 17:08:49 Uhr zu
Bewertung: 1 Punkt(e)
Irgendwann um 2000 herum hatte ich “The Big Pink”, ein Dokumentarfilm über das Leben einer Hippie-Familie von den 60ern bis zur Gegenwart auf arte gesehen… und mein Eindruck war seinerzeit, dass da ein Leben von Upperclass-Bohèmiens erzählt wurde, das mit dem Alltag nicht nur der westdeutschen Durchschnittsbevölkerung, sondern auch westdeutscher Durchschnitts-Hippies nicht viel zu tun hatte. Die meisten 70er-Jahre-Langhaarigen mit der Sehnsucht nach dem großen wilden Leben dürften kaum jemals weiter als bis nach Amsterdam gekommen, von denen, die es doch nach Kabul, Goa oder Katmandu geschafft hatten, gingen nicht wenige unterwegs oder am Ziel an den Folgen mangelnder Reisevorbereitung und/oder exzessivem Drogenkonsum jämmerlich zugrunde… und diejenigen, die durchkamen und halbwegs heil nach Hause zurückkehrten (die jahre- bis jahrzehntelange Globetrotter-Ausflippe auf never come back als gängige Praxis ist auch so ein Mythos, der der empirischen Überprüfung nicht standhält - auch damals dauerten Semesterferien nur ein Vierteljahr, und Industriellen-Väter, die lieber eine Überweisung nach der anderen Richtung Hindukusch schickten, als sich zuhause mit den rebellischen Blagen herumzuschlagen, dürften auch die Ausnahme gewesen sein…) hatten viel zu oft von wenig anderem als Schwarzem Afghan und Hepatitis zu berichten, jedenfalls hielt sich das unvoreingenommene Interesse an den bereisten Ländern und Kulturen eher in Grenzen, man bereiste im Grunde die schon vorher liebgewonnenen Freak-Klischees über eben diese Länder, Karl May meets Hermann Hesse meets George Harrison (was jetzt nichts gegen Hermann Hesse sein soll).
Und dann natürlich diese haarsträubend naive Vorstellung, dass Geld überhaupt keine Rolle spielte, dass man einfach nur 100 Mark zusammenkratzen, eine Jeans zum Wechseln in den Rucksack zu packen brauchte, an die nächste Autobahnauffahrt, Daumen in den Wind und ab ging die Morgenlandfahrt - spätestens in Afghanistan war dann Schnorren und Klauen angesagt, sowohl untereinander als auch bei den Einheimischen, in den damaligen Alternativ-Reiseführern à la “Der billigste Trip nach Indien” oder “Tips & Tricks für Tramps & Traveller” (rororo, Reihe “anders reisen”) werden ja auch umfassend Anregungen dazu gegeben…
Ich (Jahrgang 1969, aus Köln) habe selbst viel zu lange an diese Hippie-Romantik geglaubt - mit dem Ergebnis, dass ich auch nie weiter als bis Amsterdam gekommen bin, schon für den Interrail-Trip nach Marokko war ich zu eskapistisch und verträumt, als dass ich mich rechtzeitig um eine ausreichende Einkommensquelle bemüht hätte (und abgesehen davon auch zu sehr auf ausgerechnet!!! Afghanistan als Sehnsuchtsziel fixiert, aber das ist eine andere Geschichte). Aber dieses Problem hatte ich wohl nicht alleine - als Student in den 1990er Jahren war ich immer wieder Altersgenossen begegnet, die sichtlich an dasselbe Illusionsgestöber glaubten (”warum fährst du nicht einfach?”) und/oder sich bereits erfolgreich aus der Wirklichkeit davongekifft hatten…
Es war der Film “Ein Traum von Kabul”, gedreht Mitte der 90er zwei deutschen Dokumentarfilmemachern, der mir die letzten Illusionen hinsichtlich der damaligen Überland-nach-Indien-Hippieszene nahm: Matzka und Rennert kontrastierten Filmmaterial aus “Kabul” von Johannes Schaaf (1972) mit Aufnahmen aus dem bürgerkriegszerstörten Afghanistan 20 Jahre später. Zu sehen waren unbedarfte Jugendliche, die Beatleslieder grölend auf Pickup-Ladeflächen durch die Oase von Herat karriolten, die in Kabul konfus in der Gegend herumrannten ohne wirklich zu begreifen, was sie denn hier nun eigentlich wollten; eine 19jährige Drogenprostituierte mit ihrem zweijährigen Sohn, gezeugt von einem anonymen afghanischen Freier (ein Jahr später war sie an einer Überdosis gestorben, von dem Kleinen fehlte jede Spur), schließlich ein schwer hepatitiskranker Freak, der unter Tränen erzählte, dass ihm die deutsche Botschaft nicht die Heimreise bezahlte und er wohl in Kabul sterben müsste…
Und auch die meisten anderen Reiseberichte aus jener Zeit, die ich im Laufe der Jahre im Internet fand, beschreiben hauptsächlich Banalitäten - nervende Zoll- und sonstige Bürokratie, Kabulitis und Delhi Belly, dazwischen zieht man sich selbstredend alle möglichen legalen und illegalen Drogen rein, dass es einem über kurz oder lang wirklich wie “Ballermann für Hippies” (Spiegel 2/1998) vorkommt,,,
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