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hm schrieb am 31.7. 2006 um 02:45:40 Uhr über

Fremdwörter

Was mich wirklich nervt, sind gewisse Germanistikdozenten und -tutoren, die sich verpflichtet sehen, ihre Sprache derart unnatürlich zu stilisieren, dass nur ja jeder merkt, dass sie den Plan haben und sonst keiner. Da geht es nur darum das Gefühl zu vermitteln, dass sie in ihrer »Professionalität« über dem Normalstudenten stehen. Es ist arrogant. Ich schätze eine gewählte Sprache sehr, aber ich schätze es absolut NICHT, wenn sich jemand mit Wissen und Pseudowissen selbst produziert. Es wird in der Germanistik allgemein zu sehr auf Äußerlichkeiten geachtet, auf Image, auf die möglichst wissenschaftlich-überstrapazierte Einhaltung ziemlich versnobter Verhaltensnormen. Ein winziges Beispiel: Eine Dozentin, die ihr erstes Seminar hält, also nur wenig älter als ihre Studenten ist, spreche ich in einer Mail ganz sicher nicht mit »Sehr geehrte Frau soundso« an, auch wenn sie das erwarten sollte. Als ob ich irgendwie in Respekt zerfließen müsste. Nichts gegen eine gesunde Achtung der Leistung anderer, aber dazu gehört eine ebenso gesunde Einstellung meines Gegenübers zu sich selbst und zu mir. So ein Kindergarten. Als ob es nichts wichtigeres gäbe als Höflichkeitsfloskeln und hohles Gerede. Das ist einer der Gründe, weshalb ich mir keine wissenschaftliche Laufbahn wünsche. Einer der anderen Gründe ist, dass ich mir Tätigkeiten vorstellen kann, die Menschen mehr weiterhelfen als sich um die Bereicherung ihres Wissens in der Forschung zu bemühen. Das Studium »gönne« ich mir, weil ich dieses Fach liebe, die Inhalte. Ich finde es jeden Tag wieder spannend. Aber meine zukünftige Arbeit stelle ich mir anders vor. Praktischer. Sinnerfüllter. Ich möchte mich weder in leeren Phrasen noch in unglaublich intelligenten geistigen Experimenten und Philosophien verlieren. Ich bin ein Freund des Wesentlichen. Und das Wesentliche in meinem Leben sind immer noch Menschen. Nicht Träume von Menschen. Geschichten über Menschen. Gedanken zu Menschen. Sondern die lebendigen, atmenden, in der Realität wohnenden Menschen. Die bestenfalls auch noch was über Literatur wissen wollen. Die selbst der Text der Welt sind.


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