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tootsie schrieb am 24.11. 2008 um 14:56:46 Uhr über

Pornographie

Das Internet besteht zu zwei Dritteln aus Pornographie - anders wäre etwas, das jährlich soviel Energie verbraucht wie ein Aromkraftwerk produzieren kann, wohl kaum zu finanzieren. Pornographie ist interssant! Ich weiß gar nicht, ob es eine Forschungsrichtung gibt, die sich ausschließlich mit Pornographie beschäftigt.

Jedenfalls kann man imho Pornographie durchaus auch unter stilistischen Aspekten betrachten. Es gibt eine Art Kanon, ein stummes Regelwerk, an das sich der Autor pornographischer Zeichensysteme zu halten hat. Weicht er von den geheimen Regeln ab, wird er auf Unverständnis stoßen, irritieren und keinen Erfolg haben.

Wie sehen diese Regeln nun aus? Die vorliegende Darstellung versucht, sich einem Forschungsgegenstand zu nähern, der bisher wenig untersucht wurde, obwohl er aufs Engste mit menschlichem Verhalten verknüpft ist. Im Folgenden soll eine grobe Darstellung pornographischer Stile, Stilzüge und Stilmittel erreicht werden, die keinerlei Anspruch auf Vollständigkeit erhebt und auch nicht systematisch sein will. Im Vordergrund des Interesses steht das Augenfällige, das Offensichtliche. Ein vergnügliches Springen zwischen funktionalstilistischen und pragmastilistischen Sichtweisen mag eine erste Annäherung an diesen Gegenstand erlauben. Auch die vorgeschlagene Art der Hierarchiesierung bleibt vorläufig und unvollständig.

Welche Funktionalstile können wir in der Pornographie unterscheiden? Welche grobe Einteilung ist möglich? Zur Beantwortung dieser Frage ziehen wir unsere persönlichen Erfahrungen im Umgang mit Pornographie heran. So ähnlich, wie wir instinktiv eine Unterscheidung verschiedener Texttypen und Textsorten erreichen, so neigen wir auch dazu, Pornographie zu systematisieren:

Die Einteilung in heterosexuelle und homosexuelle Spielarten der Pornographie scheint zunächst am sinnvollsten. Betrachten wir heterosexuell und homosexuell als Funktionalstile der Pornographie, so erlauben die Kategorien, die auf jeder Pornoseite angegeben sind, eine weitere Einteilung nach Sorten.

Konsumenten pornographischer Dartstellungen sind Männer, und Pornographie ist mehrheitlich für Männer gemacht. Darstellungen lesbischen Sexualverhaltens werden sich wohl kaum auf einer schwulen Page finden und sind deshalb als Sorte dem heterosexuellen Funktionalstil zuzuordnen.

Betrachtet man menschliches Verhalten, beispielsweise menschliches Sexualverhalten, unter anderem die Konsumgewohnheiten im Zusammenhang mit Pornographie, so lassen sich Rückschlüsse auf die Persönlichkeit des handelnden, in diesem Falle des konsumierenden Menschen ziehen.

Eine beispielhaft zu untersuchende Sorte pornographischer Darstellung wäre die Kategorie »Vater und Tochter«, Dad&Daughter, auch Old&Young oder ähnlich. Der männliche Part ist erheblich älter als der weibliche, bisweilen schon vergreist. Die Frauen werden durchweg mit kindlichen Attributen wie Zöpfchen oder Söckchen versehen und strahlen völlige Naivität und Hilfsbedürftigkeit aus.

Selbst, wenn der väterliche Charakter ein wenig einfach gestrickt und in keiner Weise bemerkenswert ist, so zeigt er doch zwangsläufig Überlegenheit im Vergleich zur ahnungslosen Kindfrau. Selbst der heruntergekommenste Greis hat so die Möglichkeit, sich mit dem männlichen Darsteller zu identifizieren und kann so einem männlichen Gestus folgen, sich als Mann und Beschützer fühlen und tatsächlich auch mal wieder abspritzen.

Er fürchtet sich vor Frauen gleichen Alters, hat das Gefühl, ihnen nicht gewachsen zu sein und nutzt in seiner Phantasie die Möglichkeit, den dominanten Part in einer lächerlichen Parodie menschlicher Beziehung zu übernehmen.


Alle anderen Kategorien pornographischer Darstellung ließen sich ebenfalls untersuchen: wer ist der intendierte Konsument? Ist die Interaktion der Handelnden symmetrisch oder asymmetrisch? Welche Wirkung hat gezeigte Interaktion auf den Konsumenten? Spielen Sadismus und Gewalt eine Rolle? All diese Fragen könnten zur Annäherung an den Gegenstand gestellt werden, der bisher noch nicht hinreichend beleuchtet ist. Insbesondere die Textlinguistik und die Stilistik liefern Ansätze, die bei der Auseinandersetzung mit visuellen Zeichensystemen genutzt werden könnten - schließlich erfüllen auch Filme Textualitätskriterien: sie sind kohärent und kohäsiv. Hinter Pornofilmen verbirgt sich eine Intention, sie geben eine Information weiter, egal, wie begrenzt sie auch sein mag. Pornographie ist hochgradig situativ. Und selbst Pornogrphie muss das Kriterium der Akzeptabilität erfüllen! (vgl.: de Beaugrande und Dressler, 1981)




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