>Info zum Stichwort Schlaufzügel | >diskutieren | >Permalink 
Pferde schrieb am 2.8. 2015 um 14:04:03 Uhr über

Schlaufzügel

Er zog sich mit seiner Familieseit December 1852 war er mit der älteren Tochter des Ingenieurobersten v. Hörmann verheirathet – auf seine Besitzung Deiblerhof bei Tegernsee zurück und lebte eine Zeit lang ganz seiner Neigung zu Naturgenuß und Landwirthschaft. 1859 gab er um der Erziehung seiner drei Töchter willen das Berggut auf und verlegte seinen Wohnsitz nach München. Verkehr mit Männern der Litteratur und Wissenschaft, auch mit liberalen Politikern regte ihn hier an und rückte ihn seiner eigentlichen Sphäre, der Theilnahme am Staatsleben wieder näher. Zunächst allerdings nur theoretisch-litterarisch. Von ihm erschienen damals: „Die Umbildung des Feudalstaates in den modernen Staat“ (München 1861) und das schon oben erwähnte Buch über die deutsche Nation und das Kaiserreich als eine Entgegnung auf die unter demselben Titel erschienene Schrift von H. v. Sybel. Bald aber lockten ihn die Geschicke des Vaterlandes wieder vom Schreibtisch ins Leben heraus. Prinz Wilhelm hatte die Regierung in Preußen übernommen. Der liberale Geist, der von seinem Regiment ausging, brachte auch die Deutsche Frage, die noch ungelöst in aller Herzen schlummerte, bald überall wieder in Fluß. War es in den Märztagen das Volk gewesen von dem im letzten Grunde positive Vorschläge für die Neugestaltung Deutschlands ausgingen, während die Regierungen damals beurtheilt und gerichtet hatten, so geschah es jetzt umgekehrt: die Regierungen traten mit Organisationsvorschlägen hervor, Vertreter des Volkes traten corporativ zusammen und begutachteten sie. Schon 1859 hatte sich der „Nationalverein“ kleindeutsch gesinnter Männer gebildet und inzwischen (1861) ein von Sachsen ausgegangenes Bundesreformprogramm in großdeutschem Sinne abgelehnt. Seitdem waren sowol von Preußen als von Oesterreich (in Verbindung mit den vier Königreichen, Darmstadt und Nassau) neue derartige Programme vorgelegt worden (Winter 1861/62). Da ließ es unsern W. nicht mehr ruhen: es drängte ihn in die Oeffentlichkeit. Nachdem er mit Gesinnungsgenossen zu Rosenheim am Inn eine Vorbesprechung gehalten, berief er im October 1862 eine Versammlung der großdeutschen Richtung nach Frankfurt, die von ungefähr 500 Theilnehmern besucht war. Hier constituirte sich als Gegenstück zum Nationalverein dergroßdeutsche Reformverein“. Was alle diese neuen Reformprojecte Gemeinsames hatten, war die Verheißung einer Volksvertretung beim Bunde, ein Gedanke, der vor 20 Jahren noch ganz unmöglich gewesen wäre. Und zwar sollte sie die Form einer Versammlung von Delegirten der Einzellandtage annehmen. Mancher hätte sich wol an Stelle dieser complicirten Form eine unmittelbar gewählte Vertreterversammlung gewünscht, allein W. war hier der sehr gesunden Meinung wie sie sich in dem Sprüchwort ausdrückt, daß der Sperling in der Hand besser sei als die Taube auf dem Dache („Reichstag oder Parlament?“ Jena 1862). Er zog eine Delegirtenversammlung („Reichstag“), weil man sie im Augenblicke haben konnte, einer freigewählten („Parlament“) vor. – Der neue „Reformverein“ erprobte seine kritische Ader an dem österreichischen Programm für den Fürstencongreß von 1863, welches er durch Wydenbrugk’s Mund als eine geeignete Grundlage für die Entwicklung der deutschen Verfassung anerkannte. Er erklärte sich auchin dieser Frage gemeinsam mit dem Nationalverein – nach dem Tode König Friedrichs VII. von Dänemark sofort für das Recht der Schleswig-Holsteiner. (Ende 1863.)


   User-Bewertung: 0
Unser Tipp: Schreibe lieber einen interessanten und ausführlichen Text anstatt viele kleine nichtssagende.

Dein Name:
Deine Assoziationen zu »Schlaufzügel«:
Hier nichts eingeben, sonst wird der Text nicht gespeichert:
Hier das stehen lassen, sonst wird der Text nicht gespeichert:
 Konfiguration | Web-Blaster | Statistik | »Schlaufzügel« | Hilfe | Startseite 
0.0101 (0.0044, 0.0043) sek. –– 824521598