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124 Die Pathologie derfossilen Ressourcenpolitik
Energie aus immer entlegeneren Gebieten technisch immer müheloser und wirtschaftlich immer kostengünstiger in die städtischen Siedlungsräume transportieren zu können. 18oo gab es auf dem Globus eine einzige Stadt mit einer Million Einwohner; igoo waren es dreizehn; iggo bereits 300.9-' Die industriellen städtischen Zentren breiteten sich zunächst in den Revieren mit großen Kohlevorkommen, später entlang der Hauptlinien und Grot@ströme der sich konzentrierenden Energieversorgung aus. Auf dieser Basis wurden sie auch zu Zentren der energieintensiven Dienstleistungen. je schneller die fossilen Megastädte wuchsen, desto unorganischer wucherten sie.
Die ersten Wachstunisphasen der fossilen Stadt vollzogen sich relativ langsam, weil noch nicht alle energietechnischen Möglichkeiten der lossilen Energietechniken und des Energietransports zur Verfügung standen. Erst gab es nur die Möglichkeit, große Mengen an Primärenergie auf Frachtschiffen in die Hafenstädte oder in flußläufige Städte zu transportieren. Dann folgte der Transport auf Eisenbahnwaggons, der auch großstädtisches Wachstum im Binnenland und fern von großen Flüssen oder Kanälen ermöglichte. Es folgten die Stromleitungen, die den Euergietransport noch schneller und breiträumiger machten. Gleichzeitig vermehrten sich die Techniken zur Energienutzung. Je vielfältiger diese Transport- und Nutzungstechniken wurden, desto stärker wurde die Infrastruktur der Energieversorgung und des Verkehrs ausgebaut und desto breiter und schneller ergossen sich die Energieströme in die industriellen Metropolen. Die schnellsten und größten Wachstumsschübe ermöglichten der überregionale Stromverbund sowie die Massenproduktion des Automobils, das die Stadtentwicklung immer stärker prägte. Doch besonders in der Anfangsphase der Entfaltung fossiler Städte gab es noch Spielräume für eine allmähliche Anpassung an die industrielle Entwicklung - und damit Chancen, diese Schritt für Schritt zu gestalten.
Nahezu alle Stadtsoziologen rechnen heute mit einer weiteren Verlagerung der Siedlungsbedürfnisse in kontinuierlich wachsende Megastädte, als handele es sich dabei um einen unumkehrbaren Trend weltgesellschaftlicher Kulturangleichung. Doch wenn sie diese Entwicklung quasi als schicksalhaft und unbeeinflußbar hinnehmen, ignorieren sie, wie fragil deren energetische Voraussetzungen werden bzw. in den Entwicklungsländern schon längst sind. Sie kommen meist gar nicht mehr auf die Idee, daß eine andere Zivilisationsentwicklung nicht nur wün-
Die sozialen und kulturellen Verwerfungen durch fossile Ressourcenk
sehenswert, sondern auch möglich und zwingend nötig is versuchen sie die einzelnen Probleme aufzuzählen und jedes sich zu kanalisieren - und können doch nicht verhindern, d blemmengen zunehmen und die Kanäle überlaufen. Die E der Städte, die die fossile Abhängigkeit nur weiter versteti kaum einem Akteur ein Bewußtsein davon erkennen, daß giesystem lediglich ein Intermezzo der Geschichte ist. Nur w sile Energiesystem samt der Atomkraftwerke durch ein ande siertes Energiesystem abgelöst werden k@@nnte, wäre es möglich, dem Trend zu megastädtischen Strukturen weite ben. Aber auch das hätte eine weitere Zerstörung der ländlic kulturen zur Folge.
Auch die Lebensweisen in den Städten sind durch das z Energieversorgungssystem zunehmend uniformiert, mo ökonomisch und kulturell verarmt. Als das fossile Energi industriellen Zentren hervorbrachte, zogen sie die Mensch artig an. Die Großstädte versprachen Arbeit und schnelle Frühindustrielle Ausbeutung und Massenelend, wie sie vo neu Sozialkritikern in grellen Farben beschrieben wu moder
ten unter dem wachsenden Einfluß der organisierten soziale überwunden bzw. gelindert werden. Die Städte prägten das Zivilisationsmodell: Industriearbeit, Vielfalt an Bildungs-, zeit- und Kulturangeboten, Massenkommunikation. Mit mulierten Kapital konnten großartige Bauten errichtet w struktionen für Fabriken, Gas- oder Wasserwerke, die he Wohnräume beinhalten; Konstruktionen in Eisen - von H bis zu Bahnhöfen und Brücken - mit transparenten Gitte verspielten Gußformen.9' Die Zeichen standen auf Aufst te selbst in die fossile Wachstumsfalle geriet Industriestäd
Millionenstädten die industrielle Arbeitsbasis verlorengin abgestimmtes inneres Gefüge brüchig wurde und die überhandnahmen.
Die Gleichschaltung des Stadtraurns durch zentralisierte En Solange Energieknappheit zum Alltag nahezu jeder Zivili war man stets darauf angewiesen, die Lebensräume unter gung der jeweiligen bioklimatischen Verhältnisse und mit baren Materialien zu gestalten: je nach bioklirnatischer La
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