rung, der demografischen Schicht, die am intensivsten Gesundheitsleistungen konsumiert«, präzisiert der Verband.
Um Zugang zu diesen Märkten zu erhalten, müsste man weitere Hindernisse beseitigen, wie die »restriktiven« Anforderungen an die Zulassungen für das medizinische Per-
sonal und die »übermäßige« Reglementierung der ärztiichen Schweigepflicht. 62
Die amerikanischen und die europäischen (Jnterhänd ler lassen sich zwar jeweils von den Prioritäten ihrer Transnationalen Unternehmen leiten, aber mitunter ziehen USA und EU doch gemeinsam in den Kampf. Im Transatlantic Business Dialogue sind etwa 150 Vorstände der größten Firmen von beiden Seiten des Atlantiks in dem Bemühen vereint, ihre Devise »Einmal genehmigt - überall akzeptiert« (APproved once, accepted everywhere) in die Wirklichkeit umzusetzen. Die vielen ständigen Ausschüsse des TABD unternehmen weit mehr, als nur die Regierungen zu beraten. Sie diktieren oft die Deregulierungsrnaßnahmen, die erforderlich werden, damit ein (von ihnen) »genehrnigtes« Produkt oder eine »genehmigte« Dienstleistung »überall akzeptiert« wird. Diese Organisation hat sogar ein neues Wort erfunden, um ihre Instruktionen für die jeweils einheimischen Regierungen zu kennzeichnen, nämlich die »Lieferbaren« (deliverabies).
Die amerikanischen Firmen hoffen darauf, die Monopole für die öffentlichen Dienstleistungen in Europa zu »zerschlagen«, aber die europäischen Unternehmer und ihre Alliierten in Brüssel haben ganz ähnliche Ziele. Sir Leon Brittan war ehrlich, als er vor dem European Services Forum verkündete, um Schranken für den Handel mit DienstLeistungen bei anderen zu beseitigen, müssten »wir bereit sein jegliche Schranken bei uns selbst zu beseitigen«.63
"Ebenda.
Leon Brittan, speech to European Service Leaders Group, a.a.o.
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Kommissar Lamy ändert dagegen seine Rede je nach Gesprächspartner. Den Vertretern der Beobachtungsstelle für die Globalisierung hat er erklärt, Europa könnedurchaus die Öff nung von Märkten bei anderen verlangen, ohne sie selbst auf denselben Gebieten zu gewähren." Theoretisch hat er Recht. Aber vor dem US Council for lntematioan: »Wenn wir unseren Zugang zu auswärtigen Märkten nal Business (USCIB) in New York hörte er sich ganz anders
verbessern wollen, können wir unsere geschätzten Sektoren nicht aus dem Sonnenlicht heraushalten. Wir müssen offen dafür sein, über sie alle zu verhandeln, wenn wir das Material für ein großes Abkommen (big deal) bekommen sollen. In den USA und in der EU bedeutet das einige Schmerzen in einigen Sektoren, aber Gewinne in vielen anderen, und ich denke, wir wissen beiderseits, wir werden die Zähne zusammenbeißen müssen, um das zu bekommen, was wir wollen.«"
Der Kommissar sagte nicht genauer, welche Schmerzen er im Namen der Europäer für zumutbar hielt. So wie alle anderen Amtsträger auf den unterschiedenlichsten Ebenen - hohe Beamte, Minister, Kommission - behauptet er
Kommissar Lamy äußerte das bei einem Treffen mit Susan George und Nuri Albala von der Beobachtungsstelle für die Globalisierung am 8. September 2000.
" Pascal Lamy, »Lamy Addresses Need for New WTO Round«, Ansprache an den United States Council for International Business, New York, 8. Juni 2000: »if we want to improve our own access to foreign markets then we can't keep our protected sectors out of the sunlight. We have to be open to negotiating them all if we are going to have the material for a big deal. In the US and the EU, that means some pain in some sectors but gain in many others, and 1 think we both know that we are going to have to bite the bullet to get what we want.«
Der englische Ausdruck, den er verwendete, ist viel bildhafter: bite the bullet auf die Kugel beißen. Im Ersten Weltkrieg gab man Verwundeten, die ohne Betäubung operiertwerden mussten, eine Patrone zum Draufbeißen, damit sie nicht vor Schmerz schrien.
Wer will was? 69
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