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Wenn Bäume tausendjährig herumschnasseln, warum habe ich kein so ausgedehntes Leben, wieso wurde mir dieses Geschenk nicht zuteil? Sehe ich mich genauer an, merke ich schnell, dass ich lange nicht so harmlos wie ein Baum bin. Gesegnet mit Logik, Hand, Arm und Fuss würde es mir gelingen, nach unermüdlichen 1000 Jahren Forschen, Denken und Kombinierens, den göttlichen Baustein zu finden. Ich würde in das Fort Knox Gottes eindringen und vollbracht hätte ich es an dem Tag, an dem ich lebensfähige Wesen erschaffen kann, völlig neue Kreaturen, nach meiner eigenen Rezeptur. Darum müssen wir sterben, eben weil wir nicht harmlos sind. Um es ganz begreiflich werden zu lassen, genügt eine einfache Menschenlänge nicht. Stellte man sich ein Universalgenie vor, das mit dem heutigen gesammelten Wissen die Möglichkeit hätte, den Grundbaustein des Lebens lange genug zu erforschen, wäre dieser Mensch eine Gefahr. Wir sind dazu bestimmt zu sterben, weil es nicht für uns bestimmt ist hinter dieses Geheimnis zu kommen. Aus Gottes Sicht ist das weise und ich sehe keine Ungerechtigkeit darin. Würde ich um die letzten Geheimnisse wissen, tät ich ein Einhorn erwerkeln, weil ich verblödet bin durch Grossmutters Märchen. Das muss eine Gefahr für Gott sein. Verbliebe mir genügend Zeit hinter das Geheimnis zu kommen, wäre es gezwungen, mich zu töten. Ich glaube nicht, dass es sich ein Gott leisten kann, sorglos mit dieser Möglichkeit umzugehen. Vielleicht würde es gerne einmal interessiert zuschauen, was ich kreiiere, das machen ja andere Handwerker auch. Als KFZ- Mechaniker interessierte ich mich für die neuen »KFZ-Geschöpfe« auf dem Messemarkt. Und wenn ich, 1000jährig geworden, das Einhorn erschaffen hätte, würde das Gott vielleicht zunächst auch witzig finden, aber dann nicht mehr. Denn es hörte nicht auf, es kämen andere, die würden lieber einen Drachen haben wollen, oder wenn das Universalgenie ein Amerikaner sein könnte, käme es möglicherweise auf die Idee, eine T-Rex Armee zu erschaffen. Ich füge mich in mein Schicksal, sterben zu müssen, doch der Gedanke, dass ich von Natur so gemacht bin, dass ich tatsächlich imstande wäre, das Lebensprinzip zu verstehen, ist sehr interessant. Ich habe alle Gaben erhalten, die mich befähigen wie Gott zu sein. Aber eben nur dann, wenn ich alt genug werden könnte und dieses Geschenk bekommt kein Mensch. Der Tod ist die Sicherheitskopie des Lebens, der göttlichen Ordnung. Wir müssen abschnasseln, weil wir Gott zu ähnlich sind. Das ist gar nicht dumm.
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