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wuming schrieb am 30.4. 2003 um 22:49:07 Uhr über

Euro

Wirtschaft
und Umwelt
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LeserInnenbrief


60 Milliarden Wertverlust in einem
Jahr

Die Hauptversammlung der Allianz wurde von
frustrierten Aktionären und optimistischen
Managern bestimmt

HAMBURG taz Sein letzter Tag als
Vorstandsvorsitzender der Allianz wurde lang. Auf der
Münchner Hauptversammlung wollten Dutzende
Aktionäre dem alten Steuermann der größten
europäischen Versicherung, Henning Schulte-Noelle,
nach einem Katastrophenjahr noch einmal persönlich die
Meinung geigen. Schließlich hatte ihr Lieblingspapier in
nur zwölf Monaten über 65 Prozent an Wert verloren.

Unverschuldete und hausgemachte Probleme
summierten sich zu einem Verlust von 1,2 Milliarden
Euro, dem schlechtesten Ergebnis der 113-jährigen
Firmengeschichte. "Ich habe während meiner
Zugehörigkeit zum Unternehmen noch nie erlebt, dass
sich in einer derart kurzen Zeitspanne so viele
gravierende Risiken gleichzeitig realisieren", klagte
Schulte-Noelle nach zwölf Jahren als Vorstandsboss.
Vor allem die seit drei Jahren taumelnden Börsenkurse
haben das Kapital angefressen. Der Wert der
Finanzanlagen sank 2002 um 60 Milliarden Euro. Pech
hatte die Allianz auch im eigentlichen
Versicherungsgeschäft: Schäden durch
Umweltkatastrophen wie das Mulde- und Elbhochwasser
nahmen drastisch zu.

Aber die Allianz leidet auch unter hausgemachten
Problemen. Die geplatzte Fusion zwischen Dresdner
und Deutscher Bank, mit der die Allianz weiterhin
befreundet ist, nennt Allianz-Aufsichtsrat Rudolf Hickel
»die größte Niederlage für Schulte-Noelle«. Die
zweitbeste Lösung, der Kauf der Dresdner Bank, droht
zu einem teuren Flop zu werden, der wohl noch mehr als
die bislang geplanten 11.000 Jobs kosten wird.

Immerhin läuft das Bankgeschäft seit Januar wieder
erfreulicher, hieß es in München. Unterm Strich sieht die
Zukunft rosiger aus, als es die Horrorzahlen 2002 ahnen
lassen. Die von der Politik vorangetriebene Rentenangst
treibt die Bundesbürger in Scharen in die Arme des
Marktführers für Kapitallebensversicherungen, die
Beitragseinnahmen stiegen im ersten Quartal 2003 um
neun Prozent. Auch in den USA und Italien boomt das
lukrative Geschäft mit langfristigen Geldanlagen.
Außerdem soll das in den guten Börsenjahren
vernachlässigte Sachversicherungsgeschäft endlich
wieder Gewinne abschmeißen. Obendrein verfügt die
Allianz trotz Börsenflaute über konzerneigene
Vermögenswerte von 403 Milliarden Euro und verwaltet
für Dritte Anlagen von weit mehr als 500 Milliarden Euro.
Vertrauen in den Koloss haben auch die Finanzmärkte.
In der größten Kapitalerhöhung, die hierzulande je
durchgeführt wurde, fließen der Allianz 4,4 Milliarden
Euro für neue Aktien zu.

Darauf kann der neue Allianz-Boss aufbauen.
Schulte-Noelle (62) ist es gelungen, seinen Ziehsohn
Michael Diekmann (48) reibungslos zum Nachfolger zu
küren. Er selber wird - nach Redaktionsschluss - den
Vorsitz im Aufsichtsrat übernehmen.

"HERMANUS PFEIFFER

taz Nr. 7042 vom 30.4.2003, Seite 9, 93 Zeilen
(TAZ-Bericht), HERMANUS PFEIFFER


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